Über die Hängebrücke zur Basisgemeinde

© Bistum Speyer

Talabin, Sadanga-Anabel oder Sagada – nach dem Sonntagsgottestdienst können die Reiseteilnehmer zwischen drei verschiedenen Zielen wählen, um unterschiedliche kleine christliche Gemeinden kennenzulernen. Unser Ziel heißt zunächst Sadanga. Der Ort ist von Bontoc aus „hinter dem Berg“ über eine enge, sehr kurvenreiche Straße zu erreichen. Sie ist an manchen Stellen durch Erdrutsche nur einspurig befahrbar und auch der Asphalt fehlt zuweilen.

In dem Ort haben sich nach dem Gottesdienst viele Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder, auf dem kleinen, überdachten Kirchplatz zum Erntedankfest versammelt. Etwa 4.000 Einwohner hat das Dorf, zu dem insgesamt acht Basisgemeinden gehören. Fast alle Gemeinschaften sind bei dem Fest dabei, außer Anabel, weil diese BEC (Basic Ecclesial Community) abseits in den Bergen liegt. Zum Festprogramm gehören traditionelle Tänze, Gesang und – wie auch in Deutschland oft – eine Rede des Bürgermeisters. Auch Bischof Dimoc hat sich nach dem Gottesdienst unter die Gäste gemischt und schlägt mit Jungen und Männern aus dem Dorf den Gong zum Tanz der Frauen. Und auch wir werden zum Mitmachen aufgefordert. Zum Programm steuern wir den Kanon „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“ bei, bevor wir uns auf den Weg nach Anabel machen.

Nach einer kurzen Busfahrt geht es nur noch zu Fuß weiter. Der Weg zu der Basisgemeinde führt über eine etwa 40 Meter lange Hängebrücke aus Metall, die das Tal des Flusses Chicco überspannt, und dann auf einem schmalen Pfad durch Reisterrassen. Die Landschaft mit den hohen Bergen, dem Flusstal und den grünen und gelben Terrassen ist wunderschön. Nach etwa einer halben Stunde haben wir die Siedlung auf einem Berg erreicht – nass geschwitzt, denn die tropisch-schwülen Temperaturen liegen sicher bei rund 30 Grad und trotz Regenzeit scheint dieses Mal die Sonne von einem blauen Himmel.

Auf dem Kirchvorplatz haben sich Frauen und Kinder und auch viele Männer versammelt. Eine junge Frau aus der Basisgemeinde erinnert in ihrer Ansprache an die Geschichte der Gemeinschaft und nach einem Gebet beginnt das traditionelle Tanz- und Singprogramm. Dazu gehört auch ein Rollenspiel, in dem die Christianisierung des Ortes dargestellt wird. Bevor wir wieder den Rückweg antreten, werden wir dazu eingeladen, etwas von dem schon leicht vergorenen Reis zu probieren, aus dem die Menschen hier Reiswein herstellen. Der Geschmack ist für europäische Zungen ungewohnt säuerlich. Auf dem Weg zurück zum Bus begegnen wir vielen kleinen und großen Lastenträgern. Sie tragen Kartons auf dem Kopf, vollgefüllte Beutel und sogar ein Bündel von langen dünnen Stahlträgern. Alles, was die Dorfbewohner nicht selbst herstellen können, muss so in den Ort transportiert werden. Auch der Pfarrer aus Sagada, der dort hin und wieder eine Messe feiert, muss diesen Weg nehmen, genau wie alle pastoralen Mitarbeiter, wenn sie von Bontoc aus die Gemeinschaft besuchen.

Von Christine Wilke-Zech, Bistum Speyer

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Über die Reise

Seit dem 15. August ist eine achtköpfige Gruppe aus dem Bistum Speyer für zwei Wochen unterwegs auf den Philippinen. Zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Missio werden die Pfälzer Projekte und Partner des Hilfswerks besuchen und sich über das Engagement der Kirche in dem Inselstaat informieren. Die Reise dient der Vorbereitung des Monats der Weltmission im Oktober, bei dem in diesem Jahr die Philippinen im Mittelpunkt stehen. Die bundesweite Feier zum Sonntag der Weltmission findet am 23. Oktober im Speyerer Dom statt.

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