Polizeieskorte in Columbia

Auf dem Rückweg dürfen Mitglieder der Reisegruppe im Polizeiwagen sitzen, während die bewaffneten Polizisten mit unserem Kleinbus fahren. © Bistum Speyer

Ob es wirklich notwendig ist, können wir nicht so recht beurteilen, denn wir fühlen uns bei unseren philippinischen Begleitern sehr gut aufgehoben und unsere Sicherheit ist nicht wirklich bedroht. Der Bürgermeister des Ortes, ein Muslim, besteht aber darauf: Von drei mit Gewehren bewaffneten Polizisten wird unsere Reisegruppe ein Stück zu einem kleinen Dorf, das zu dem Ort Columbia auf Mindanao gehört, begleitet.

50 Prozent der Bevölkerung gehören hier einer christlichen Kirche an, 35 Prozent sind Moslems und 15 Prozent Indigene. Auf der zweitgrößten Insel im Süden der Philippinen gibt es immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Armee, paramilitärischen Einheiten und Polizei auf der einen und radikalen muslimischen Gruppen und kommunistischen Rebellen auf der anderen Seite.

Eine Schule für indigene Kultur

In dem Dorf besuchen wir eine kleine Schule für indigene Kinder, ein Projekt von ICON-SP (Inter-Cultural Organizations’ Network for Solidarity and Peace), einem „Netzwerk interkultureller Organisa­tion für Solidarität und Frieden“, dem Christen, Muslime und Indigene angehören. Die Organisation, bei der wir für zwei Tage in Kidapawan zu Gast sind, engagiert sich unter anderem für den Erhalt der Kultur und für die Rechte der indigenen Bevölkerung. Sie wurde 2009 von Lory Obal gegründet, die leider schwer erkrankt ist und wahrscheinlich nicht als Gast von Missio zum Weltmissionssonntag nach Deutschland reisen kann.

27 Schülerinnen und Schüler zwischen vier und sechs Jahren lernen in der kleinen Schule nachmittags jeweils etwa zwei Stunden etwas über ihre Geschichte und ihre Kultur. Am Vormittag besuchen die Kinder die staatliche Schule. Gebaut wurde das Häuschen aus Bambus und Pflanzenblättern von den Eltern. Auch für erwachsene Indigene bietet ICON-SP Alphabetisierungskurse an, um sie dabei zu unterstützen, ihre Rechte wahrzunehmen. Da viele keinen Nachweis erbringen können, dass das Land, auf dem sie leben, ihnen gehört, werden sie von multinationalen Großkonzernen von dort vertrieben. Die Konzerne beuten die vorhandenen Gold- und Kupfervorkommen aus. ICON-SP unterstützt die indigene Bevölkerung bei der Auseinandersetzung mit den Unternehmen.

Märtyrer von heute

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von ICON-SP ist der Einsatz für Menschenrechte und Frieden, um dazu beizutragen, langfristig die Konflikte zwischen den auf Mindanao lebenden verschiedenen Religionen und Volkgruppen friedlich zu lösen – ein Einsatz, der schon einige Opfer gefordert hat. So wie der PIME-Missionar Father Fausto Tentorio, der im Oktober 2011 erschossen wurde. Eigentlich wäre er das Opfer gewesen, wie uns Father Peter Geremia, ein Mitglied im Vorstand von ICON-SP, sichtlich bewegt erzählt. Oft werden die Morde an Menschenrechtsaktivisten von der Polizei nicht ausreichend untersucht oder aufgeklärt. Uns, die wir in Deutschland in einem Rechtsstaat leben, wird deutlich, wie viel Mut die Menschen, die sich hier engagieren, haben.

Ein kleiner Einblick in die Kultur der Blaan

Das ganze Dorf scheint auf den Beinen zu sein: Etwa 200 Menschen haben sich auf einem überdachten Platz versammelt, wo wir auf dem Rückweg von der Schule halten. Die Gemeinschaft hat für uns ein kleines Programm vorbereitet. Nach einem Gebet, das die Angehörigen verschiedener christlicher Kirchen gemeinsam beten, singen Frauen in Tracht der Blaan ein Lied und führen einen Tanz auf. Wir sind dazu eingeladen, Fragen zu stellen und auch ein Mann aus dem Publikum will wissen, warum wir da sind und was denn in Deutschland so auf den Feldern angebaut wird. Eine weitere Station auf dem Rückweg nach Kidapawan ist der Sitzungsraum des örtlichen Stadtrates von Columbio. Dort werden wir mit einem Essen mit Reis und Beilagen verwöhnt und auch der Bürgermeister kommt, um uns zu begrüßen.

Von Christine Wilke-Zech, Bistum Speyer

Hier finden Sie alle Beiträge des Reisetagebuchs im Überblick.

Über die Reise

Seit dem 15. August ist eine achtköpfige Gruppe aus dem Bistum Speyer für zwei Wochen unterwegs auf den Philippinen. Zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Missio werden die Pfälzer Projekte und Partner des Hilfswerks besuchen und sich über das Engagement der Kirche in dem Inselstaat informieren. Die Reise dient der Vorbereitung des Monats der Weltmission im Oktober, bei dem in diesem Jahr die Philippinen im Mittelpunkt stehen. Die bundesweite Feier zum Sonntag der Weltmission findet am 23. Oktober im Speyerer Dom statt.

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