Die Sache Jesu braucht Begeisterte

© Bistum Speyer

Heute ist schon der zweite Tag unseres Hierseins und wir gehen inhaltlich weiter auf Spurensuche. Parallel dazu bekommen wir die Nachricht, dass eine Großdemonstration heute und morgen uns beim Weiterfahren Probleme bereiten kann.

Die Regierung beschloss den Bau eines Kanales, der den Bauern in der dortigen Region die Existenzgrundlage entziehen kann. 5.000 Campesinos sind auf dem Weg nach Managua und ein Großaufgebot an Polizei steht ihnen gegenüber.

Ich beschreibe euch das deshalb so genau, da es für uns in Deutschland schwierig  zu verstehen ist, wie sich eine Situation innerhalb von Minuten radikal verändern kann. Jose hält sich telefonisch auf dem Laufenden. Heute Nachmittag bekommen wir gesagt, ob wir morgen weiterfahren können.

In der Zwischenzeit sind wir bei  Bischof Paul Schmitz vom Vikariat Bluefields eingetroffen. Dieses umfasst die östliche Hälfte Nicaraguas. Bischof Schmitz ist ein Würdenträger, der so nahe bei den Menschen ist, dass es fast unwirklich erscheint. Mit seiner Freundlichkeit, Empathie, Geduld, Ruhe, Gelassenheit beeindruckt er mich sehr.

Aus dem Gespräch mit ihm habe ich mir drei Sätze hervorgehoben:

  • Wo der Staat sich aus der Verantwortung gegenüber den Menschen zurückzieht, tritt die Kirche an deren Stelle.
  • Wenn eine Gemeinde zu groß ist (hier sind es 80 bis 90 Familien) verliert sie an liturgischer Gemeinschaftlichkeit
  • Innerhalb der organisatorische Strukturen haben die Verknüpfungen zwischen den Kleinstgemeinden und Laienpastoral und den „Profis“ Priorität

Während des Treffens bekommt er einen Anruf und muss sofort einen Verletztentransport organisieren, da die Auseinandersetzung der Campesinos mit der Polizei gewalttätig wurde. Das passiert in Ruhe und sehr wie einstudiert.

Laien besuchen Kranke und Gefangene

Nach diesem Gespräch treffen wir uns mit einer Laienbewegung in einem Hospital. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, das Evangelium in das Hospital und Gefängnisse zu bringen. Dazu besuchen sie die Kranken in ihren Zimmern, beten mit ihnen, lesen das Evangelium. Manchmal haben sie ein paar Spenden dabei: Kleider, Reis oder Toilettenpapier; denn sie gehen in ein öffentliches Krankenhaus, wo mittellose Patienten aufgenommen werden. Dort ist die Not sichtbar.

Vertreter der Laienorganisation erklärten den deutschen Kundschaftern, wie sie ihre Arbeit organisieren. © Bistum Speyer

Vertreter der Laienorganisation erklärten den deutschen Kundschaftern, wie sie ihre Arbeit organisieren. © Bistum Speyer

Später besuchen wir die Gruppe noch einmal in Granada, der ältesten Stadt Zentralamerikas. Den Stadtführer haben wir gleich mitgebracht. Jose erzählt uns nicht nur die Geschichte, sondern auch wirtschaftliche und soziale Hintergründe der Stadt.

Schnittstellen zwischen Laienpastoral und Diözese

Die Gruppe schildert uns ihre Organisationsstrukturen und wie sie Laien fortbildet. Das Lehren im Sinne des Evangeliums ist der Grundstein auf dem alles aufbaut. Die Gruppe arbeitet unabhängig, aber immer in Zusammenarbeit mit den Pfarreien und Diözesen. Auch hier wird deutlich, dass die Schnittstellen zwischen Laienpastoral und Diözese miteinander verknüpft sein muss. Ansonsten ist das Ergebnis der Anliegen aller in Frage gestellt.

Ich kann jetzt  nur wenig schildern. Das würde sonst den Rahmen sprengen. Eine weitere Aufgabe der Laien-Gruppe ist es, das Evangelium zu jedem zu bringen. Alle der sechs Laien sind begeistert, authentisch, bibelfest. Vielleicht passt dazu das Lied: Die Sache Jesu braucht Begeisterte.

Mittlerweile ist es Abend geworden. Jose hat inzwischen erfahren, dass wir morgen weiter ins Land fahren können. Umwege sind einkalkuliert. Außerdem haben wir den besten Reisebegleiter an unserer Seite. In Gottvertrauen reisen wir weiter; werden inspiriert und demütig vor dem was uns die Menschen hier erzählen. Unsere Schatzkiste wird prall gefüllt sein, wenn wir zurückkommen. Dann öffnen wir sie  gemeinsam und ich bin sicher, es ist für Jeden  etwas dabei.

Ihre Kundschafterin aus Nicaragua
Barbara G. Toro

Hintergrund

Acht Frauen und Männer aus dem Bistum Speyer sind vom 28. November bis 11. Dezember auf Kundschafterreise in Nicaragua, um die seelsorgliche Arbeit der Kirche kennenzulernen und Anregungen für die Kirchenentwicklung im Bistum Speyer zu erhalten. Dieser Reiseblog erscheint zeitgleich auch auf der Website des Bistums Speyer.

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1 Kommentare

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