Wer verursacht all diese Freude? Maria Empfängnis!

© Bistum Speyer

In Nicaragua wird derzeit die Purisima, die Marienverehrung, gefeiert. Dieser katholische Brauch wurde von den spanischen Eroberern in die Neue Welt gebracht und wird bis heute von den Einheimischen praktiziert. Sie ist eine von den Hauptfeierlichkeiten in Nicaragua. In den Kirchen, Häusern und Straßen stehen reichlich geschmückte Altäre mit einer Statue der Jungfrau Maria. Die gesamte Bevölkerung versammelt sich und feiert gemeinsam, betet und singt traditionelle Lieder. Es ist das Hochfest der „unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria“.

„Weihnachtsmarkt“ in Managu

Schon während der gesamten Kundschafterreise erleben wir dieses Fest sehr intensiv. Bereits am ersten Tag, auf einer abendlichen Fahrt durch Managua, werden wir auf einer der Hauptmagistralen von einem Lichtermeer überrascht. Teils wunderschön gestaltete Marienaltäre soweit das Auge reicht. Die Altäre sehen aus wie Großgemälde, erzählen Geschichten in wunderschönen Farben, und im Zentrum immer Maria. Alles blinkt und glitzert und wird eingerahmt durch ohrenbetäubende Musik – Marienlieder. Dieser „Weihnachtsmarkt“ wurde auf Initiative der Regierung in den letzten Jahren etabliert. Wir erleben hier viel Lachen und Freude bei den Menschen. Vom eigentlichen Sinn des Festes, der Verehrung von Maria, ist hier nichts zu spüren.

Marienprozession auf dem Land

Während unserer Tour durchs Land erleben wir ein ganz anderes Bild. In San Miguelito, einer beschaulichen Kleinstadt am Nicaraguasee, wird unsere Gruppe am Morgen um 4.30 Uhr durch Kanonendonner und Glockengeläut aus dem Schlaf gerissen. Einige machen sich auf den Weg zur Kirche. Zunächst wird dort Maria, angeleitet von einer Frau, angerufen. Danach die Messe gefeiert. Während der gesamten Zeit werden, begleitet durch Musiker und eine Chor, fröhlich und stimmgewaltig Marienlieder geschmettert. Die Kirche ist, hauptsächlich von Frauen und einigen Kindern, gut besucht. Hier erschallt dann auch der „Schlachtruf“: „Quien causa tanta alegria? – La Conzepcion de Maria!“ (Wer verursacht all diese Freude? – Antwort: Maria Empfängnis!). Dann wird eine große Marienstatue in einer Prozession durch die Straßen getragen. Jeden Tag wird  ein anderes Viertel besucht. Heute endet die Prozession an einem reichgeschmückten Altar direkt vor unserem Hotel. Maria verbleibt  den ganzen Tag zur Anbetung. Hier ist für uns dieser tiefe Volksglaube, ausgedrückt in der Verehrung von Maria, lebendig und spürbar.

In Leon bewundern wir mit vielen anderen Besuchern das Feuerwerk auf dem Platz vor der Kathedrale. © Bistum Speyer

In Leon bewundern wir mit vielen anderen Besuchern das Feuerwerk auf dem Platz vor der Kathedrale. © Bistum Speyer

Aufbruch nach Leon

Schon ganz früh verlassen wir heute Morgen mit dem Motorboot Solentiname. Eine gewisse Spannung ist spürbar. Heute Abend wollen wir den Höhepunkt der Purisima vor der Kathedrale in der Stadt Leon feiern. Doch zunächst liegen 400 Kilometer oder acht Stunden Busfahrt vor uns. Uns begleitet der US-Amerikaner Ben. Er war auf Solentiname und hat dort bei der Messe teilgenommen. Unsere „Kleine christliche Gemeinschaft“ wird damit größer und internationaler. Bei einem kleinen Einkauf während der Fahrt haben wir Glück, denn der Lebensmittelladen schließt direkt nachdem wir bezahlt haben. Keiner will die abendlichen Feierlichkeiten versäumen. Der Verkehr wird immer dichter. Ein kurzer Fotostopp am Momotombo muss sein. Der schönste Vulkan Nicaraguas hat bei einem Ausbruch Leon total zerstört. Die Stadt wurde 30 Kilometer entfernt an der heutigen Stelle wieder aufgebaut.

Wir kommen gerade noch rechtzeitig. Der Bischof eröffnet die Feierlichkeiten: „Quien causa tanta alegria? – La Concepcion de Maria“. Der Schlachtruf donnert über den Platz. Eine riesige Menschenmenge hat sich vor der hell erleuchteten Kathedrale versammelt. Dann startet auch schon ein fulminantes Feuerwerk. Der Himmel wird hell und die Stimmung steigt. Die Augen sehen zum Himmel empor, von überall her Musik, Tanz und ausgelassene Menschen. Auch wir lassen uns mitreißen und rufen: „La Concepcion de Maria“. Es herrscht eine ausgelassene, fröhliche Stimmung. Jetzt gehen wir durch die Straßen und Gassen. In vielen Häusern stehen herrlich geschmückte Marienaltäre. Traditionell gibt es aus vielen Häusern Süßigkeiten für Jung und Alt. Auch wir lassen uns das nicht entgehen.

In den Häusern erhält man leckere Süßigkeiten. © Bistum Speyer

In den Häusern erhält man leckere Süßigkeiten. © Bistum Speyer

Wir sehen eine riesige Menschenschlange und einige Zeit später erkennen wir auch den Grund. Das Tourismusbüro, also die Regierung, hat auf einer enormen Länge kleine Pavillons mit Marienstatuen aufgebaut. Die Menschen aller Altersgruppen „pilgern“ hier vorbei und bekommen eine Unmenge von Gaben. Diese werden dann in Schüsseln und Säcken mitgenommen. Wir sind in ein sehr altes Haus eingeladen. Unser Freund und Reisebegleiter Jose trifft sich hier mit Familie und Freunden. Es herrscht ein enormes Gedränge. Alle umarmen sich, Herzlichkeit pur. Es gibt antialkoholische Getränke und nach altem Rezept hergestellte Leckereien. Diese schmecken lecker sind aber enorm süß. Allmählich lichtet sich das Gedränge und so können wir vor dem Marienaltar im Haus Aufstellung nehmen. Wir singen mehrere deutsche Marienlieder und den herzlichen Applaus haben wir uns wirklich verdient. Unser kleiner Chor ist stimmgewaltig und wird immer besser. Wir verlassen das Haus und gehen in die tropische Nacht. Es ist noch immer viel Leben auf den Straßen. Hier haben wir die Lebensfreude und tiefe Frömmigkeit der Nicaraguaner miterleben dürfen. Glücklich, beeindruckt, zufrieden und tief bewegt verlassen wir das nächtliche Leon mit: Quien causa tanta alegria? – La Concepcion de Maria!

Ihr Kundschafter aus Nicaragua
Thomas Danner

Hintergrund

Acht Frauen und Männer aus dem Bistum Speyer sind vom 28. November bis 11. Dezember auf Kundschafterreise in Nicaragua, um die seelsorgliche Arbeit der Kirche kennenzulernen und Anregungen für die Kirchenentwicklung im Bistum Speyer zu erhalten. Dieser Reiseblog erscheint zeitgleich auch auf der Website des Bistums Speyer.

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