Unsere Mitschuld an den Waldbränden im Amazonas

Klemens Paffhausen ist Brasilien-Referent beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. © Adveniat/Martin Steffen

Mit dem Versprechen, für Importe von Rindfleisch und Soja niedrigere Zölle zu verlangen, macht sich Deutschland an den verheerenden Waldbränden im Amazonasgebiet mitschuldig. Denn die Folgen sind noch mehr Anbauflächen und mehr Abholzung und immer weniger wasserreicher Regenwald, sagt Klemens Paffhausen vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat.

Deutschland und die Europäische Union machen sich mit ihrer Unterschrift unter das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten an den verheerenden Waldbränden mitschuldig. Die versprochenen niedrigeren Zölle auf Importe von Rindfleisch und Soja aus Südamerika führen zu mehr Abholzung und mehr Anbauflächen.

Abholzung und „Tag des Feuers“

Grundsätzlich gibt es zwei Ursachen für die enorme Zunahme von Waldbränden: Großgrundbesitzer stecken den Wald gezielt in Brand und der Regenwald verdorrt seit Jahren. Medienberichten zufolge ermittelt die Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Pará bereits, ob es einen gezielten Plan von Großgrundbesitzern in der Stadt Novo Progresso gegeben hat. Sie sollen einen Tag des Feuers ausgerufen haben. Und just an dem von ihnen genannten Stichtag, dem 10. August, ist die Zahl der Brände in dieser Region um mehr als 700 Prozent angestiegen. Es gibt jedoch auch eine langfristige Ursache, auf die Wissenschaftler seit Jahren hinweisen. Nach ihren Angaben sind 20 Prozent des Regenwaldes im Amazonasgebiet abgeholzt, weiter 40 Prozent geschädigt. Entlang der Flüsse und Straßen fressen sich die gigantischen Sojaplantagen und Rinderweiden gnadenlos in den Regenwald. Der Verlust des wasserreichen Waldes führt seit Jahren zu immer längeren Trockenperioden. Kein Wunder, dass er nun wie Zunder lichterloh brennt. Der Wald verdorrt, die Regionen verwüsten, die Indigenen verlieren ihre Lebensgrundlage.

Amazonasbrand. ©  Adveniat/Jürgen Escher

Mit dem Indigenen Missionsrat Cimi und dem Amazonas-Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmazónica) setzt sich das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat für das Überleben der indigenen Völker und den Schutz der einzigartigen Natur am Amazonas ein. Ein konkretes Beispiel sind die Menschenrechtsschulen im Amazonasgebiet. Indigene lernen, welche Rechte sie haben und wie sie diese einklagen können. Wenn Staudämme gebaut, Rohstoffe abgebaut oder Agrarflächen gerodet werden und dies Auswirkungen auf ihre Territorien hat, müssen die indigenen Gemeinschaften dazu gehört werden. Weil die Staaten im Amazonasgebiet immer wieder dagegen verstoßen, wurden etwa Erdölbohrungen durch Klagen vor dem Interamerikanischen Gerichtshof bereits verhindert.

Brasilien hat die Kolonialzeit noch nicht überwunden

Der Vorwurf des brasilianischen Präsidenten, Jair Bolsonaro, der weltweite Einsatz für das Amazonasgebiet sei ein neokolonialer Akt ist ein reines Ablenkungsmanöver. Ganz im Gegenteil: Bolsonaro und seine Agrarlobby sind gemeinsam mit den internationalen Konzernen die Vertreter des alten kolonialen Denkens, die die Territorien der indigenen Völker reinen Wirtschaftsinteressen opfern. In Brasilien besteht die politische und wirtschaftliche Elite seit der Kolonialzeit unverändert aus einigen wenigen überwiegend weißen Familien. Das internationale Netzwerk Repam erkennt dagegen die Rechte der indigenen Völker an. Sie sollen ihre Art zu Leben und ihre Kultur bewahren können. Wir werden weltweit davon profitieren. Denn wir brauchen die letzten intakten Wälder dieser Erde, um atmen zu können. Denn 20 Prozent des weltweiten Sauerstoffs produzieren die Regenwälder am Amazonas.

Von Klemens Paffhausen

Klemens Paffhausen ist Brasilien-Referent beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat.

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