Schule als Hoffnung für Zentralafrika

Schüler schreibt an die Tafel in der Schule „Antoine Maanicus“ in Mobaye. © Olaf Derenthal

Inmitten von Rebellengruppen, die ihre Waffen einfach nicht niederlegen wollen, inmitten von Rückschlägen und Enttäuschungen gibt es immer wieder jene Momente, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft machen, schreibt Pater Olaf Derenthal zur Lage in der Zentralafrikanischen Republik.

Einer dieser Lichtblicke ist unsere Schule „Antoine Maanicus“. Vielleicht erinnert Ihr Euch: Im Dezember 2017, nach den Angriffen auf Mobaye, der Flucht in den Kongo und dem anschließenden Waffenstillstand, hatte ich von einem Neuanfang geschrieben. Mit einem Lehrer und 16 Schülerinnen und Schülern.

Heute zählt der Schulkomplex über 700 Kinder: Zwei Kindergartengruppen, eine Klasse 1a und eine 1b, eine 2a und eine 2b, sowie die Klassen drei bis sechs.

Treiben auf dem Schulhof in Mobaye. © Olaf Derenthal

Im vergangenen Schuljahr hat uns die lokale Nichtregierungsorganisation „Kinder ohne Grenzen“ mit UNICEF-Geldern vollends unterstützt: Übernahme der monatlichen Bezahlung der Lehrkräfte sowie einiger Neuanschaffungen. Dasselbe Versprechen haben sie uns für das laufende Schuljahr gemacht. Aber wie es so häufig bei den großen Finanzgebern der Fall ist, löste sich die Zusage plötzlich in Luft auf. UNICEF habe die Gelder nicht mehr bewilligt. Aber wir hatten schon neue Lehrkräfte eingestellt und neue Klassen eröffnet, mit der Zusage an die Eltern, auch in diesem Jahr noch keine Schulgebühren zu verlangen. „Einspringen“ tun nun Freunde aus den Niederlanden, Familien und Bekannte eines Spiritanerpaters, der zwanzig Jahre lang hier in Mobaye gewirkt hat. Mit ihrer Unterstützung wird die Schule ohne Schwierigkeiten das gesamte Schuljahr bestreiten können.

Und all das wird von beruflichen „Laien“ geleistet. „Maître-parents“ heißen sie auf Französisch. Eltern, die selber ein paar Jahre Schule durchlaufen haben und jetzt jeden Morgen vor ihrer Klasse stehen und unterrichten, ohne jegliche berufliche Qualifikation. Und das bei einer Klassenstärke von nicht unter fünfzig Schülerinnen und Schülern. Einige der „maître-parents“ haben vielleicht einen zwei-Wochen-Einführungskurs in die Lehrtätigkeit absolviert, nur die wenigsten von ihnen haben das Abitur. Aber wir haben keine andere Wahl. Ausgebildete Lehrkräfte gibt es höchst selten in Mobaye.

Und so ist es jeden Morgen ein gutes Gefühl, von lärmenden Schülern und Schülerinnen umgeben zu sein. Wenn Schule ein Spiegelbild der Gesellschaft von morgen wäre, dann sähe die Zukunft der Zentralafrikanischen Republik friedvoller aus als ihre Gegenwart: Etliche Kinder von Séléka-Rebellen und Anti-Balaka-Kämpfern sind dieses Jahr unter den Schülern. Und auch Mbororo-Kinder und Waisen, deren Eltern von Rebellen ermordet worden sind. In ihrer jeweiligen Klasse „friedlich“ vereint. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht die Verbrechen ihrer Väter eines Tages wiederholen.

P.S.: Seit knapp drei Monaten leben und arbeiten auch wieder Schwestern in Mobaye. Eine diözesane Ordensgemeinschaft aus dem gegenüberliegenden Bistum von Molegbe (Kongo) hat den Sprung über den Ubangi gewagt und das verwaiste Schwesternhaus neu bezogen. Herzlich willkommen!

Von links nach rechts: Sr. Hortance, Sr. Xavière und Sr. Blandine. © Olaf Derenthal

Von Pater Olaf Derenthal

Olaf Derenthal, Spiritaner, Missionar und Krankenpfleger, lebt und arbeitet seit Oktober 2016 in der Zentralafrikanischen Republik. Mit zwei Mitbrüdern begleitet er die junge Kirche in der Pfarrei Mobaye und arbeitet als Koordinator für Gesundheitsprojekte der Diözese Alindao. Wegen zunehmender Konflikte zwischen den Rebellen musste er für mehrere Monate mit seinen Mitbrüdern in den benachbarten Kongo fliehen. Mittlerweile konnten sie aber wieder nach Mobaye zurückkehren. Hier finden Sie Auszüge aus seinem Blog .

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