Als Kirche müssen wir zu den Menschen gehen

Der aus dem Bistum Münster stammende Bischof Johannes Bahlmann (links) erläutert Bischof Felix Genn die Versorgung der Kranken in Óbidos. © Bistum Münster

Bischof Dr. Felix Genn ist mit seiner Delegation in Brasilien angelangt. Dort traf er Bischof Bahlmann, der bei seiner Seelsorge am Amazonas stark auf ehrenamtliche Laien setzt.

„Barco Hospital Papa Francisco – Krankenhaus-Schiff Papst Franziskus“. Zwischen den bunten überdimensionalen Schildern, die für Badeanzüge, die fast neueste Mode oder mindestens zwei Liter große Coca Cola-Flaschen werben, überrascht der Hinweis auf das Schiff mit dem Namen des Heiligen Vaters an der Schiffsanlegestelle in Óbidos am Amazonas. Hinter dem Barco Hospital verbirgt sich das neueste Projekt von Bischof Johannes Bahlmann und seiner Diözese. Bahlmann stammt aus Visbek (Landkreis Vechta) im Bistum Münster und wurde 2009 von Bischof Felix Genn zum Bischof geweiht. Nun ist Bischof Genn erstmals im Bistum Óbidos in Brasilien zu Gast. Dieses wird, seit es 2011 von einer sogenannten Terriotorialprälatur zum Bistum erhoben wurde, vom Franziskaner Johannes Bahlmann geleitet. Und Bischof Genn ist hierhin gekommen, um – wie er es im Vorfeld gesagt hat – „die pastorale Situation und Lebenswirklichkeit in Brasilien kennen zu lernen.“ 

 

Zu dieser Lebenswirklichkeit gehört am Amazonas ein schlechtes Gesundheitswesen. Dieses will Bischof Bahlmann verbessern. Er erläutert die Idee des Krankenhaus-Schiffes: „Es geht darum, dass wir mit dem Schiff zu den Kranken kommen wollen. Es soll ab Mai den Amazonas runterfahren und dafür sorgen, dass auch kranke Menschen in den Dörfern am Fluss eine bessere Gesundheitsversorgung bekommen.“ Einfache Untersuchungen sollen auf dem Boot vorgenommen werden; im Wechsel können verschiedene Fachärzte mitfahren, so dass die Menschen am Fluss nicht gezwungen sind, die oft stundenlangen Anreisen in die Krankenhäuser etwa in Santarém, Belém oder Óbidos in Kauf nehmen zu müssen.

Und das ist umso wichtiger, als es auch um die stationäre Gesundheitsversorgung am Amazonas nicht wirklich gut bestellt ist. Das Krankenhaus in Óbidos, das die Diözese 2015 übernommen hat, etwa ist in die Jahre gekommen; das hier jeden Monat noch 60 bis 80 Neugeborene das Licht der Welt erblicken, ist bei einem Blick in den Kreißsaal schwer vorstellbar. Der von Bischof Bahlmann betriebene Neubau steht gleich daneben, noch im Rohbau. Wenn der Bau, sobald die öffentliche Verwaltung die benötigten Gelder zur Verfügung stellt, hoffentlich bald fertiggestellt werden kann, wäre das für kranke Menschen aus Óbidos und Umgebung ein Quantensprung. Bis dahin ist allerdings noch viel Überzeugungsarbeit bei den öffentlichen Geldgebern erforderlich.


Vom Uferbereich in Obidos wird das das Krankenhaus-Schiff ab Mai den Amazonas befahren, um kranke Menschen in den Dörfern zu versorgen. © Bistum Münster

Bischof Bahlmann wird das angehen und voranbringen, wie er auch die Seelsorge im Bistum voranbringen will. Sein Ansatz ist dabei in der Pastoral ein ähnlicher wie beim Krankenhaus-Schiff: „Unser größtes Problem ist nicht unmittelbar der Priestermangel; entscheidend ist vielmehr die Frage, welche Strategie wir für die Evangelisierung anwenden. Und dabei bin ich fest überzeugt: Wir müssen eine Kirche sein, die zu den Menschen geht.“ Und mit „Kirche“ meint er keineswegs nur die 32 im Bistum Óbidos – von den 300.000 Einwohnern sind hier rund 80 Prozent katholisch – arbeitenden Priester, sondern insbesondere die ehrenamtlichen Laien. „Diese spielen bei uns in der Seelsorge eine entscheidende Rolle. Die Priester, die wir haben, können und müssen nicht alles machen. Unsere Gemeinden etwa werden von ehrenamtlichen Laien geleitet, und im Wesentlichen und in vielen Fragen der Seelsorge organisieren sich die Laien auch selbst.“

Grundsätzlich möchte Bischof Bahlmann – auch das ist Teil seiner Evangelisierungs-Strategie im Bistum Óbidos – möglichst diejenigen in die Pastoral einbeziehen, die nah an der jeweiligen Zielgruppe der Seelsorge dran sind: „Seminaristen gehen mit zur Firmung, erzählen von ihren Erfahrungen und sind die ersten Ansprechpartner der Firmlinge“, nennt er ein Beispiel.

Und mit dieser Strategie ist Bischof Bahlmann sicher nah beim Papst, auch wenn dieser weder auf dem Rio de la Plata noch auf dem Tiber ein Krankenhaus-Schiff eingesetzt hat. Von daher passt der Name schon: „Barco Hospital Papa Francisco“.

Von Dr. Stephan Kronenburg

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