Weltkirche erleben in Uganda

Bei der von Comboni Schwestern geführten Secondary School St. Kizito in Kampala. © Vincent Krieger/DBK

Liebe Freundinnen und Freunde, Interessierte für die Weltkirche!

Wenn ich einen Blog für das Internetportal weltkirche.de schreibe, dann um Euch etwas von dem mitzuteilen, was sich in der Weltkirche ereignet und was ich auf meinen Reisen im Auftrag der Kirche in Deutschland erfahre. Bessere Kenntnis der Weltkirche bereichert, kann unseren Glauben und unser kirchliches Leben stärken und intensiviert unser Engagement für die ‚Eine Welt‘.

Vom 27. Juli bis 1. August 2019 war ich in Uganda, das zu den 54 Staaten Afrikas gehört und das ich zum ersten Mal besucht habe.

Eigentlicher Anlass war das Jubiläum „50 Jahre SECAM“. SECAM bedeutet: „Symposium of Episcopal Conferences of Africa and Madagascar – Symposium der Bischofskonferenzen Afrikas und Madagaskars“. Das Jubiläum fand in Uganda statt, weil SECAM vor 50 Jahren in der Hauptstadt Kampala gegründet wurde. Die panafrikanische Bischofskonferenz ist wichtig, weil es etliche Aufgaben in Kirche und Gesellschaft gibt, die ganz Afrika betreffen und nur gemeinsam erledigt werden können. Über 300 Bischöfe, Kardinäle, Ordenschristen und Priester sowie eine Vielzahl von engagierten Laien nahmen am Jubiläum teil. Vor allem beim Schlussgottesdienst am Schrein der 22 ugandischen Märtyrer zeigte sich die afrikanische Kirche in ihrer Jugendlichkeit, Frische und Lebendigkeit. Es war ein bewegendes Fest!

Dieses Jubiläum wird die Kirche in Afrika stärken. Sie hat viele Aufgaben und engagiert sich in hervorragender Weise. Der Sekretär der ugandischen Bischofskonferenz, John Baptist Kauta, nannte als Schwerpunkte: Hunger und Armut überwinden, die Krankenfürsorge und die Gesundheitseinrichtungen verbessern, Bildung und integrale Erziehung der Kinder und Jugendlichen forcieren, Versöhnungs- und Friedensinitiativen intensivieren, den Flüchtlingen Heimat geben. SECAM hat dafür einen Strategieplan 2020-2024 aufgestellt. Die Kirche in Afrika ist dabei auf unsere Hilfe, vor allem durch Missio und Misereor, angewiesen.

In der Nuntiatur in Kampala mit dem Nuntius, Bischof Luigi Bianco. © Vincent Krieger/DBK

Nach dem Jubiläum habe ich noch Schulen, Behinderteneinrichtungen, HIV-Stationen und Flüchtlings-Hilfswerke der Kirche besucht. Die katholische Kirche – das sind viele Laien, Ordensfrauen, Priester und Bischöfe – ist auf all diesen Gebieten und oft als einzige Institution engagiert. Uganda ist ein armes Land, es gibt viel Korruption, die staatlichen Organe in Regierung, Verwaltung, Rechtsprechung und Polizei versagen oft oder sind nicht existent. Die Kirche ist der Hoffnungsträger für die ganze ugandische Gesellschaft. Viele Jugendliche engagieren sich in ihr. Die Kirche gibt ihnen Hoffnung und Zukunftsperspektiven.

Der christliche Glaube ist lebendig und hilft, das oft schwierige Leben zu meistern. Er vermittelt Hoffnung und Stärke sowie die Werte Gerechtigkeit und Ehrlichkeit gegen die Korruption, Solidarität gegen Egoismus etc. Die Staaten Europas, auch Deutschland, sollten, wenn sie mit Uganda wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen pflegen, auf Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte drängen. Autokratie und Korruption sind gravierende Bremsen gegen Entwicklung und ein gutes Leben für alle.

Besuch bei der Arche Gemeinschaft von Jean Vanier in Kampala. © Vincent Krieger/DBK  

Beispielhaft ist die Flüchtlingsarbeit in Uganda, die ebenfalls vor allem von kirchlichen Organisationen geleistet wird. Uganda ist das Land in Afrika mit den meisten Flüchtlingen. 1,3 Millionen aus dem Kongo, Sudan, Ruanda, Äthiopien etc. leben dort bei einer Bevölkerung von 40 Millionen. Uganda nimmt alle Flüchtlinge gastfreundlich auf, gibt ihnen ein Stück Land und alle erhalten ab dem ersten Tag Arbeitserlaubnis. Die Kirche hilft ihnen, mit ihrer Situation zurechtzukommen, indem sie Englischunterricht erteilt, Berufseinführungskurse gibt, die Kinder in Kindergärten und Schulen betreut, Nahrungsmittel und Medikamente für Notfälle ausgibt und die Menschen psychosozial berät. Durch den christlichen Glauben sind die Flüchtlinge aber auch solidarisch untereinander und werden dazu angehalten.

Vor dem „Reach out centre“ (Zentrum der spirituellen und psychologischen Betreuung von HIV/AIDS-Patienten) © Vincent Krieger/DBK

Folgendes Beispiel hat mich tief berührt: Pater Pflueger SJ, der Koordinator des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in Uganda, erzählte mir, dass zu Beginn der Fastenzeit die Flüchtlingskinder, die im Camp betreut werden, ihn fragten, ob sie „Collection boxes“ (Sammelbüchsen) bekommen könnten, um in der Fastenzeit für die Armen zu sammeln. Der Pater fragte sie: „Wer sind denn die Armen, für die ihr sammeln wollt? Ihr seid doch selbst die Armen“. Darauf antworteten ihm die Kinder: „Es gibt ärmere Kinder als uns. Wir können bei Euch zur Schule gehen. Wir bekommen jeden Tag ein Frühstück und Ihr habt uns auch Schuhe besorgt. Wir kennen Kinder, die das nicht haben. Für sie wollen wir sammeln“. Der Pater gab ihnen die Sammelbüchsen. Am Ende der Fastenzeit brachten sie ihm die Büchsen zurück, die 40.000 ugandische Schillinge enthielten, das sind rund zehn Euro – für die Kinder viel Geld.

Der Glaube gibt Hoffnung, Vertrauen und Stärke, macht solidarisch und hilfsbereit. Der christliche Glaube ist Lebenselixier und Kraftquelle der Liebe. Weltkirche ist Lerngemeinschaft für tieferen Glauben, der in der Liebe tätig wird.

Von Erzbischof Dr. Ludwig Schick

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