Nun sind auch schon die Karwoche und Ostern hier vorbeigezogen. Die Zeit fliegt immer schneller, der achte Monate hier neigen sich schon dem Ende zu. Die Karwoche und Ostern waren hier wieder einmal ein besonders schönes und spannendes Erlebnis.
Am Anfang stand der Palmsonntag. Vor der Messe gab es eine Prozession mit Palmwedeln und Gesang in die Kirche hinein. Die Kinder hatten natürlich besonders viel Spaß aus den Palmwedeln die verschiedensten Dinge zu flechten und Kreuze zu formen. Noch Tage später begleiteten uns diese Palmwedel bis in die Schlafräume der Kinder.
Diese Karwoche war auch in Bolivien etwas ganz Besonderes, da auf den Mittwoch der Tag des Kindes fiel. Dieser Gedenktag wird in Bolivien sehr groß gefeiert. Schon morgens ging es für die Kinder los mit Geschenk und Süßigkeiten, so dass am Abend manch einer einen ganzen Rucksack voll mit Süßem hatte. Im Hogar Don Bosco haben wir am Abend mit verschiedenen Spielen und Tanz mit den Kindern gefeiert und zum großen Abschlussfinale gab es dann für jeden noch Popcorn! Sechs Kilogramm Mais habe ich am Morgen mit einiger Hilfe mühsam zu Popcorn verarbeitet, doch angesichts der Freude der Kinder hat sich diese Arbeit voll und ganz gelohnt.
Gründonnerstag begannen dann die Ostertage im engeren Sinne: für manche Kinder erscheinen diese Tage als eine unendliche Abfolge von ständigen Gottesdiensten. Die Messe als Erinnerung an das letzte Abendmahl fand ebenfalls mit einer Fußwaschung für ausgewählte Schützlinge des Projektes statt. Nach dem Abendessen ging es dann noch einmal in die Kirche zur ewigen Anbetung. Für die kleinsten meiner Kinder ist es natürlich nicht so leicht, sich dabei zu konzentrieren. So passierte es, dass der Priester die Kinder zu Ruhe mahnte und meinte: „Leise, hier ist Jesus.“ Alle Kinder sprangen daraufhin ganz aufgeregt auf und fragt: „Wo ist Jesus? Ich sehe ihn nicht.“ Als es sich dann doch „nur“ um die Hostie handelte waren einige dementsprechend enttäuscht. Ich musste mir jedoch ein Lachen über diese wunderschöne Unschuld verkneifen.
Karfreitag war der beeindruckendste Tag der Karwoche für mich, da hier der Kreuzweg Jesu lebendig nachgespielt wird. Einer der anderen Volontäre erklärte sich freiwillig bereit, Jesus zu verkörpern und ich durfte die Mutter Maria spielen. Mit einem echten großen, schweren Kreuz und Soldaten, verkleidet mit Kostümen aus dem Theaterfundus, ging es dann einmal um den Block, bis Jesus vor der Kirche gekreuzigt wurde. Als Maria kniete ich unter dem Kreuz und es war ein echter Gänsehautmoment, Jesu Leidensweg so lebensnah und ausdrucksstark mitzuerleben. Die schweren Fragen nach dem Leid in dieser Welt waren auf ganz besondere Weise nahe! Viele der Kinder hat es ebenfalls stark geprägt, so dass teilweise einige zu den Soldaten hingegangen sind und sie gebeten haben, dass sie Jesus nun doch nicht mehr schlagen sollten.
Karsamstag war ein ruhiger Tag mit Spiel und Spaß für die Kinder, damit sie ihre Kräfte schonten für die Osternacht. Um acht Uhr am Abend ging es los mit einem großen Osterfeuer und einer Kerzenprozession in die Kirche hinein. Jedes der Kinder hatte seine eigene Kerze und somit hat jeder mit seinem Licht die Dunkelheit erhellt. Ein besonderes Bild nach der Dunkelheit, die an Karfeitag durch die Passion Christi zum Ausdruck kam.
Der Ostermorgen war angefüllt mit Freude und Hoffnung. Diese kam in der fröhlichen Ostermesse zum Ausdruck, aber auch durch die Freude der Kinder über die Schokoladeneier und das gute Frühstück. In diesem Sinne „Felices Pascua“!
Von Barbara Ladenburger, Don-Bosco-Volontärin