Hohen Besuch haben wir Mitte April bei uns in Mobaye empfangen dürfen: den Erzbischof von Bangui, Dieudonné Kardinal Nzapalainga, und den Präsidenten der muslimischen Gemeinschaft der Zentralafrikanischen Republik, Imam Kobine Lamaya.
Beide sind Zentralfiguren der „Interreligiösen Plattform“ von Bangui, eines runden Tisches von Christen und Muslimen, die sich seit Ausbruch der Rebellion vor fünf Jahren für Frieden und Versöhnung im Lande einsetzen. Dabei machen sie vor allem eines deutlich: dass der Krieg in der Zentralafrikanischen Republik KEIN Krieg der Religionen ist, dass, im Gegenteil, Christentum und Islam das Potenzial haben, das Fundament eines friedvollen Zusammenlebens aller Menschen im Land zu bilden.
Das Programm war dicht gedrängt: zahlreiche Begegnungen mit den staatlichen Autoritäten und den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen der Stadt, aber auch der feierliche Gottesdienst am Morgen (um 6.30 Uhr!) und die zentrale Abschlusskundgebung in der Stadtmitte.
Etwas aufgeregt war ich schon, denn da die zehnköpfige Delegation bei uns übernachtete und verpflegt wurde – das bedeutete, knapp 100 Leute zu verköstigen – waren wir für die gesamte Logistik zuständig. Und das in einer Stadt, in der wir nirgends einen Korkenzieher auftreiben konnten. Ich hatte im Februar sechs Weinflaschen aus Bangui mitgebracht, die wir unseren Gästen anbieten wollten. Aber wie? Mittlerweile kriegen wir die Flaschen auch mit einem Schraubenzieher auf!
Zudem wäre ich als Pfarrer sicher noch aufgeregter gewesen, wenn ich den Kardinal nicht schon vorher kennengelernt hätte – aber glücklicherweise ist Dieudonné auch Spiritaner, wir kennen uns seit meiner Zeit als Missionar auf Zeit in Alindao und duzen uns.
Der Besuch der interreligiösen Plattform war ein großartiges Ereignis, das uns allen viel Mut gemacht hat. Und Hoffnung auf weitere kleine Wunder des Friedens in Mobaye, in unserer Basse-Kotto und in der ganzen Zentralafrikanischen Republik.
Von Pater Olaf Derenthal
Olaf Derenthal, Spiritaner, Missionar und Krankenpfleger, lebt und arbeitet seit Oktober 2016 in der Zentralafrikanischen Republik. Mit zwei Mitbrüdern begleitet er die junge Kirche in der Pfarrei Mobaye und arbeitet als Koordinator für Gesundheitsprojekte der Diözese Alindao. Wegen zunehmender Konflikte zwischen den Rebellen dort ist er mit seinen Mitbrüdern vorübergehend in den benachbarten Kongo geflohen. Hier finden Sie Auszüge aus seinem Blog.