Erzbischof Ludwig Schick hat zum zehnjährigen Jubiläum der Bistumspartnerschaft zwischen Bamberg und dem senegalesischen Thiès den Senegal besucht. In seinem Blogbeitrag beschreibt er die Dynamik der Kirche vor Ort, die sich auch für zurückgekehrte Flüchtlinge einsetzt.
Anlass der Reise war die Feier des zehnjährigen Bestehens der Diözesanpartnerschaft der Bistümer Thiès und Bamberg. Eine 40-köpfige Delegation aus Deutschland, bestehend aus einer Jugendgruppe, Mitgliedern der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Bamberg und Verantwortlichen der Erzdiözese für die Schul- und Caritaspartnerschaften, war dazu in den Senegal gereist.
Die Anzahl und die Zusammensetzung der Gruppe zeigt, von wie vielen und für welche Anliegen diese Diözesanpartnerschaft mitgetragen wird. Es gab viel Austausch mit den Verantwortlichen der Partnerschaft seitens der Diözese Thiès, Besuche von Schulen, Kindergärten, Pfarreien, Gesundheitsposten, des katholischen Krankenhauses und landwirtschaftlicher Entwicklungsprojekte.
Höhepunkt des Partnerschaftsjubiläums war der dreistündige Gottesdienst am Sonntag. Vorsteher der Eucharistiefeier waren Bischof Andre Gueye, der Bischof von Ziguinchor Paul Adam Mamba und ich sowie viele Priester. Von einem Chor, Tanzgruppen und vielen Ministranten wurde der Gottesdienst sehr feierlich mitgestaltet.
Als Vertreter der Regierung Senegals nahm der Verteidigungsminister Augustine Tine teil und richtete ein Grußwort des Präsidenten Macky Sall an die Festgemeinde aus. Ebenso ist der Bürgermeister von Thiès gekommen. Aus Deutschland ist eigens Staatssekretär Thomas Silberhorn vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit für die Feier angereist. Auch er hielt eine anerkennende und ermutigende Ansprache an die tausenden Teilnehmer der Feier.
Neben Thiès besuchte ich auch die Diözesen Dakar, Kolda und Ziguinchor und kam mit der Bischofskonferenz des Senegal zusammen, die in dieser Woche tagte. Der Senegal ist einer der wenigen demokratischen Staaten in Afrika. Auch der Wechsel von Staatspräsident Wade zu Sall nach der letzten Wahl 2013 verlief fast reibungslos. Das sieht in den meisten Ländern Afrikas anders aus, wie man zurzeit im Nachbarland Gambia, aber auch in Simbabwe und Kamerun sehen kann. Man kann nur hoffen, dass der Senegal politisch stabil und ein Vorbild für die anderen Staaten Afrikas bleibt.
Respektvolles Zusammenleben mit den Muslimen
Auch hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Islam und Christentum ist der Senegal vorbildlich. Die beiden Religionen leben respektvoll und friedlich miteinander. Zum Islam gehören ca. 90 Prozent der Bevölkerung. Zum Christentum bekennen sich ca. 6 Prozent, die übrigen sind Angehörige der Naturreligionen. Der Islam im Senegal ist vom Sufismus geprägt. Die Muslime gehören Bruderschaften an, die in Kalifate zusammengefasst sind. Die religiösen Führer sind Weise, Lehrer, Berater und Organisatoren des Lebens in den Gemeinden, den Städten und Dörfern. Sie sind auf Frieden, Gemeinsinn und Gemeinwohl ausgerichtet. Sie pflegen dazu guten Kontakt mit den Christen, die mehrheitlich Katholiken sind. Auch Konversionen vom Islam zum Christentum besonders bei Eheschließung sind kein Problem. Mehr als die Christen haben derzeit die Muslime Befürchtungen, dass radikale Islamisten aus dem Norden in den Senegal eindringen und den Frieden beeinträchtigen könnten. Die Ängste, die die Christen teilen, sind berechtigt, wenn man zum Beispiel die Situation in Nigeria und Kenia betrachtet.
Die katholische Kirche im Senegal ist jung, dynamisch und sehr aktiv. Viele junge Priester und Ordensleute setzen sich in allen Sektoren des religiösen und sozialen Lebens ein. Aber auch die Mitarbeit der Laien ist sehr gut entwickelt. Die Teilnahme an den Sonntagsgottesdiensten geht gegen hundert Prozent. Alle Kinder nehmen an der Katechese in den Pfarreien Teil, auch weil die Eltern dahinter stehen. Es gibt überall Jugendgruppen, zum Beispiel Pfadfinder, viele Ministranten, Chöre und Musikgruppen. Die Frauen haben sich in Vereinen auf Pfarrei-, Diözesan- und Nationalebene zusammengeschlossen und leisten hervorragende Arbeit.
Engagement in der Bildung und Prävention gegen Auswanderung
Besonders stark engagiert sich die Kirche im Bildungsbereich. Die kirchlichen Kindergärten, Schulen und auch die Universität sind ein werbendes Aushängeschild für die katholische Kirche im Land. Die charismatischen Sekten, die in vielen Ländern Afrikas einen immer größeren Einfluss gewinnen, spielen im Senegal keine große Rolle.
Die Kirche setzt sich auch in der Prävention gegen die Auswanderung bzw. Flucht vor allem junger Männer nach Europa ein. Sie klärt über die Gefahren der Reise und über die Chancen auf, in Europa bleiben, arbeiten und leben zu können. Sie versucht, den Schleppern das Handwerk zu legen und illusorischen Vorstellungen vom Leben in Europa die Wirklichkeit entgegen zu setzen. Abgeschobenen Flüchtlingen aus Europa bietet sie Hilfe für ihre Reintegration an, die meist äußerst schwierig ist. Für viele staatliche und nichtstaatliche Stellen ist die Kirche dabei der beste und effektivste Ansprechpartner.
Die Diözesanpartnerschaft Bamberg/Thiès wird von den staatlichen Repräsentanten und auch von muslimischen Vertretern geschätzt. Sie hilft der katholischen Kirche im Senegal in allen ihren Aufgaben und Unternehmungen und damit dem Leben der Menschen. Dem Erzbistum Bamberg bietet sie Horizonterweiterung und Teilnahme am Leben der Weltkirche. Denen, die direkt mitwirken, schenkt sie Freude, Freundschaften und Sinn. Alle, die beim Jubiläumsfest in Thiès dabei waren, sind der Überzeugung, dass sie fortgesetzt werden muss, und sind willens, sich dabei weiterhin einzusetzen.
Der Senegal ist ein an vielen jungen einsatzwilligen und bildungshungrigen Menschen reiches Land, reich an fruchtbarem Land, Bodenschätzen, unterschiedlichen Kulturen, Nationalparks, schönen Stränden am Meer und Fischvorräten. Es ist zugleich ein armes Land, weil es seine Möglichkeiten nicht ausschöpfen kann. Es braucht Hilfen zur Entwicklung, Entschuldung und internationale gerechtere Handelsbedingungen. Der Senegal kann sich gut entwickeln, die Menschen hier verdienen es, und für eine gerechte und friedliche Welt ist es unabdingbar.