In meinen Weihnachtsbriefen habe ich noch über die große Dürre in unserer Region auf dem Hochland Boliviens geklagt, über trockene Flüsse und Felder. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Sintflutartige Regenfälle haben viele Flüsse unpassierbar gemacht, Erdpisten wurden von Schlammlawinen verschüttet oder weggerissen. Brücken stehen kurz vorm Einsturz.
In der Provinzhauptstadt Tupiza wandelte sich das sonst „zahme“ Hausflüssle in einen reißenden Strom, der Häuser mitnahm und Felder überschwemmte. Weit im Landesinnern, in einem Tal, trotzt aber das Pfarrhaus von Esmoraca mit der schön renovierten Pfarrkirche dem widrigen Wetter. Pfarrhaus und Kirche sind in gutem Zustand und so kann Seelsorge unter den Bergarbeitern, auf Spanisch Mineros, und den Goldsuchern weitergehen. Pastoralfahrten aufs Land müssen aber eingeschränkt werden.
Ins 40 Kilometer entfernte Casa Grande, wo wir an der argentinischen Grenze mit Adveniats Hilfe eine Kapelle bauen, fahren meine Pfarreiarbeiter, durchweg junge Familienväter, auf ihren klapprigen Motorrädern. Ein Auto kommt auf dem von Geröll übersäten Sträßchen nicht mehr durch.
Heute, am Karnevalsfreitag, huldigen die Mineros dem Tio, eine Art Teufel. Sie vergraben das Herz eines Lamas am Mineneingang und „bechern“ dann den ganzen Tag. In der Pfarrei wird am Fastnachtsdienstag (martes de ch´alla ) frühmorgens mit c’oa, einer Kräutermischung, der Besitz beräuchert und moderat „begossen“.
Von Pfarrer Dietmar Krämer
Dietmar Krämer aus dem Erzbistum Freiburg ist seit mehr als 20 Jahren Priester in der Diözese Potosí in Bolivien. Seit 2008 ist er Pfarrer der Gemeinde „San Fransisco de Asis“ in Esmoraca und Mojinete. Zuvor war er acht Jahre lang Priester in Brasilien. Mehr Beiträge von Dietmar Krämer in unserem Blog finden Sie hier.