Am Sonntagnachmittag vor einer Woche zogen einige aus Esmoraca mit ihren Trommeln zur zehn Kilometer entfernten Wasserquelle in den Bergen und kehrten am Abend tanzend, auf „Quechua” singend und trommelnd – das Trömmelchen ist Teil des Karnevals auf unseren Höhen – nach Esmoraca zurück.
Von dort aus ging es dann die Nacht über im Regen gen Mojinete, wo im Morgengrauen, am Rosenmontag also, der Fluss durchquert wurde – Wasserstand diesmal bis zur Brust. Das machen natürlich nur Jugendliche. Dort tauchte ich als Pfarrer dann auch auf. Das Tanzen mit Trommeln, mit weißen Fahnen zu Ehren der „Pachamama” und Singen gefällt mir.
Da die Brücke durch die starken Regenfälle der letzten Wochen in Mitleidenschaft gezogen war, musste ich auch den Fluss mit kaltem Gebirgswasser zu Fuß durchqueren, allerdings an einer Stelle, wo das Wasser nur bis zum Knie reichte.
Der Dienstag, „martes de ch’alla”, war dann „Karnevalshochfest”. Man „beräuchert” und „begießt” im Morgengrauen den „Besitz”, besonders das neu Erworbene. Der neue Pfarrtoyo und der im letzten Jahr fertiggestellte Pfarrsaal standen im Mittelpunkt. Vorm Pfarrhaus werden die „carnevalistas” natürlich auch empfangen. Für die Erwachsenen gibt es etwas Bier, wir sind ja katholisch.
Zum Schluss der „Zeremonie” kassierte ich von einem angetrunkenen jungen Mann auf Bitten seiner Mutter den Autoschlüssel ein, parkte sein Autochen vorm Pfarrsaal und lud die „carnevalistas” zum Aschermittwochsgottesdienst ein; denn Karneval ist ja nicht „toda la vida”, das ganze Leben.
Von Pfarrer Dietmar Krämer
Dietmar Krämer aus dem Erzbistum Freiburg ist seit mehr als 20 Jahren Priester in der Diözese Potosí in Bolivien. Seit 2008 ist er Pfarrer der Gemeinde „San Fransisco de Asis“ in Esmoraca und Mojinete. Zuvor war er acht Jahre lang Priester in Brasilien.