Der Autobombenanschlag auf die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia ist erschütternd. Nicht nur, weil die 53-Jährige ihren Ehemann und drei Söhne hinterlässt, sondern auch weil diese brutale Tat in Europa, in der EU geschehen ist.
Es ist kein Terroranschlag, sondern ein gezielter Angriff auf eine Journalistin, die Korruption und Geldwäsche der politischen Elite ihres Landes in großem Stil aufdeckte. Unter anderem zwang sie die maltesische Regierung zu Neuwahlen, nachdem sie Verwicklungen des Premierministers Joseph Muscat in die Affäre um die Panama-Papers aufgedeckt hatte.
Der Mord an dieser Journalistin versetzt uns zurück in die dunklen Zeiten der 80er und 90er Jahre, als auf Maltas Nachbarinsel Sizilien die Mafia täglich Menschen auf offener Straße hinrichtete. Hervorzuheben sind die Morde an den beiden italienischen Anti-Mafia-Richtern Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die beide im Jahr 1992 durch Autobomben sterben mussten.
Doch wir schreiben das Jahr 2017, öffentliche Mafia-Morde wie die in Duisburg 2007 sind eine absolute Ausnahme geworden. Die Mafia agiert im Stillen, während sich die Sicherheitskräfte in Europa auf die Abwehr des islamistischen Terrorismus fokussieren. Noch ist nicht geklärt, wer hinter dem Autobombenanschlag auf Caruana Galizia steckt. Klar ist aber, dass diese Tat ein Exempel statuieren sollte.
„Es ist ekelhaft, dass die Presse schreiben kann, was sie will“, hat der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vor wenigen Tagen gesagt. Seine Aussagen schieben wir noch argwöhnisch in die Kategorie „Wilder Westen“, meinen, wir in Europa seien weit weg davon. Dass jetzt in Europa eine Journalistin dafür sterben musste, dass sie schrieb was sie wollte, oder vielmehr, was sie ihrem Selbstverständnis nach musste, ist nicht besorgniserregend, es macht Angst. Es macht Angst vor einer Erosion von Demokratie und Rechtstaatlichkeit in Europa und dem ganzen Westen.
Angst ist aber bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Die Antwort eines Maltesen auf den kaltblütigen Mord an Daphne Caruana Galizia stand auf einem Transparent neben der Gedenkstelle für die getötete Journalistin: „Wenn die Menschen ihre Regierung fürchten, ist das Tyrannei, wenn die Regierung die Menschen fürchtet, ist das Freiheit.“ Wer auch immer hinter dem Mord an Daphne Caruana Galizia steckt, hatte fürchterliche Angst vor ihr.
Von Claudia Zeisel