Die Gruppe „Altiplano“ mit Markus Kramp, Guido Leonardy, Ludwig Kuhn und als Dolmetscherin Melanie Ziegler, die als Freiwillige in Patacamaya mitarbeitet, konnte heute ein Bergbaugebiet besuchen, das zum Bereich der Prälatur Corocoro gehört. Der Weg führt zunächst eine Stunde auf der gut ausgebauten Straße Richtung Oruro und dann eine weitere Stunde auf einer Schotterstraße nach Colquiri.
Am Ortsausgang von Patacamaya wird exemplarisch sichtbar, weswegen die Stärkung der Umwelt- und Schöpfungsverantwortung, die von den bolivianischen Bischöfen immer wieder betont wird, von so großer Bedeutung ist: Neben der Hauptstraße qualmt die freiliegende Müllhalde der Stadt. Die Plastiktüten und -beutel liegen vom Wind verweht noch mehrere Hundert Meter entfernt auf den Äckern. Bischof Percy Galvan hatte am Vorabend von Initiativen in der Prälatur berichtet, die Mülltrennung in den Schulen zu vermitteln oder durch das Verteilen von Stofftaschen auf die Verschmutzung durch Plastikbeutel hinzuweisen. Hier ein wirksames Umweltbewusstsein zu vermitteln und eine Haltung der Verantwortlichkeit für die Schöpfung zu fördern, brauche einen langen Atem und sei doch jetzt notwendig.
In Colquiri begrüßt uns Padre Wilfredo Alvarez. Er ist Pfarrer dieser und der Nachbarpfarrei, zu der er mit dem Jeep fünf Stunden unterwegs ist. Zugleich ist er der Partnerschaftsbeauftragte der Prälatur. So ist es ein Wiedersehen, denn vor zwei Jahren hat er mit der Begegnungsreise nach Deutschland eine Woche im Bistum Trier in der Pfarrei Wadern verbracht. In seinem Bericht über die Arbeit in der Pfarrei wird eine weitere einschneidende Veränderung erfahrbar. Von den 45 Landgemeinden oder „Comunidas“, die zur Pfarrei gehören, sind nur 20 lebendige Gemeinden, in denen auch die Pfarrei tätig ist und P. Wilfredo Gottesdienste hält. Die übrigen Gemeinden sind wegen der Abwanderung der Menschen in die Städte nicht mehr belebt.
Knochenarbeit Bergbau
In Colquiri wohnen über 15.000 Menschen und sie leben vor allem vom Bergbau. Die Mine der staatlichen Gesellschaft Comibol ist die größte Mine. Beim Mittagessen erläutern Ingenieure der Mine Besonderheiten und die Erzausbeute vor allem von Zinn und Zink. In der staatlichen Mine verdienen Bergleute je nach Schwere der Arbeit das Drei- bis Zehnfache des bolivianischen Mindestlohns von monatlich 1.800 Bolivianos, umgerechnet ca. 225 Euro.
Einen kleinen Eindruck von den Arbeitsbedingungen erfahren wir bei der Fahrt in einen Versorgungstunnel, der kurz vor der Fertigstellung steht. Nach 1,5 Kilometern ist die Temperatur im Berg auf 36 Grad gestiegen, verbunden mit einer enormen Feuchtigkeit. Mineros sind gerade dabei, das neu vorangetriebene Tunnelstück zu sichern und mit einer Betonschale zu verkleiden – hochzuschätzende und enorm harte Arbeit. Und die geschieht im Schichtsystem sieben Tage in der Woche mit wenigen freien Tagen.
Auf der Rückfahrt gehen uns die Arbeitsbelastungen nicht aus dem Kopf und die unwirtliche Lage der Minen auf 3.500 bis über 4.000 Metern Höhe.
Von Ludwig Kuhn, Weltkirche-Beauftragter im Bistum Trier
Fotos: Ludwig Kuhn
Über die Reise
Vom 15. Juli bis 6. August reist eine 26-köpfige Gruppe aus den Bistümern Hildesheim und Trier durch Bolivien. Beide Diözesen unterhalten eine langjährige Partnerschaft mit dem Land. Auf dem Reiseprogramm stehen unter anderem Begegnungen mit den bolivianischen Partnern und eine Exposure-Woche, in der die Reisenden bei Gastfamilien wohnen und Projekte besuchen.
Mehr Infos zur Bolivien-Partnerschaft der beiden Bistümer unter:
http://www.bolivienpartnerschaft.bistum-trier.de
https://www.bistum-hildesheim.de/kirche-gesellschaft/weltkirche/bolivien/