Abschied von Maryshore

Der Weg vom Pavillon zum Haus Maryshore führt an den Kreuzwegstationen im Wald vorbei © Bistum Speyer

Die Tage in Maryshore bei der Stadt Bacolod auf der philippinischen Insel Negros waren für die Kundschafter aus dem Bistum Speyer geprägt von innerer Einkehr und theoretischer Weiterbildung. Nach einem schönen Abschiedsfest geht es weiter auf die Nachbarinsel Panay, wo sich die Gruppe der gelebten Praxis vor Ort zuwenden wird.

Letzte Stunden in Maryshore

Nachdem unsere Gruppe seit gestern immer mal wieder mit einzelnen Ausfällen zu kämpfen hatte, fiel das Frühstück heute Morgen sehr Tee-lastig aus. Wir beginnen auch heute den Tag mit dem gemeinsamen Bibel-Teilen. Mit dem Liedvers „To see the face of the Lord is my heart‘s desire, to gaze upon the Lord is my one desire“ stimmen wir ein.

Die Tage in Maryshore waren geprägt von innerer Einkehr und theoretischer Weiterbildung. © Bistum Speyer

Verschiedene Formen des Bibel-Teilens

Wir lesen die Erzählung von der Heilung eines Blinden im Markusevangelium. Heute wollen wir uns dieser Bibelstelle nicht nur über den Text, sondern auch über eine Ikone nähern. Wir nehmen uns Zeit – zunächst jeder für sich – die Ikone zu betrachten. Es geht darum, verschiedene Perspektiven einzunehmen, die Augen neu zu öffnen und sich von verschiedenen Elementen aus der Ikone ansprechen zu lassen. Im anschließenden Austausch in Kleingruppen und im offenen Gebet haben wir die Möglichkeit, unsere Anliegen und Eindrücke vor Gott zu bringen.

Auf den Philippinen ist es üblich, verschiedene Formen des Bibelteilens zu praktizieren. Deshalb gibt Jojit uns in diesen Tagen unterschiedliche Werkzeuge des Bibel-Teilens in die Hand. Er sagt: „If your only tool is a hammer, you will only see nails.“ Bei den verschiedenen Arten des Bibel-Teilens begeistert uns das stimmige Miteinander von biblischem Wort, stiller Besinnung, Musikvers, Austausch und Gebet.

Zum Abschied gibt es einen Cocktail auf der Dachterrasse bei Sonnenuntergang. © Bistum Speyer

Ein inneres Band verbindet die Philippinen

Im Anschluss gibt uns Estela eine kurze Einführung in die Anfänge der Kleinen Christlichen Gemeinschaften auf den Philippinen. Wir erfahren, dass sich Anfang der 1970er Jahre, auf den südlichen Inseln beginnend, die Basisgemeinschaften ausbreiteten. Zunächst trafen sich die Gemeinschaften zum Gebet vor allem an christlichen Festtagen. Durch die Unterdrückung des militärischen Regimes wurden sie zunehmend politischer. Sie gaben den Menschen Raum und die Möglichkeit, über ihre Probleme und Nöte zu sprechen und so gegen Missstände anzugehen. Immer auf der Seite der Menschen, unterstützten sie so das Ende des Militärregimes unter Marcos.

Nachdem die politischen Missstände beseitigt waren, legte man in den Kleinen Christlichen Gemeinschaften nun wieder stärker den Schwerpunkt auf das Liturgische. Gemeinsam entschied man – sowohl die Gläubigen an der Basis als auch die Bischöfe – dass Kirche auf den Philippinen auch künftig durch die Struktur von partizipativen Gemeinschaften gelebt werden soll. Estela erklärt uns, dass die Menschen auf den Philippinen aus ihrer inneren Überzeugung heraus gemeinschaftsorientiert leben. Während in Deutschland häufig die individuelle Perspektive besonders wichtig erscheint, verbindet die Philippinen ein inneres Band, das das Problem des Anderen zum Eigenen werden lässt.

Es heißt auch Abschied nehmen von den Menschen, die den Kundschaftern hier ans Herz gewachsen sind. © Bistum Speyer

Gemeinschaft als Grundlage

Am Nachmittag geht es nun darum, die organischen Prozesse der neu gegründeten Gemeinschaften kennen zu lernen. Um das Ziel einer partizipativen Kirche umzusetzen, sind fünf Elemente essentiell: Eine geteilte Vision; die notwendigen Strukturen, um diese umzusetzen; Ausbildung der freiwilligen Mitarbeiter; das gelebte Zeugnis der Menschen und der kulturelle Kontext. Wichtig ist dabei, dass alle Elemente in einem Kreislauf miteinander verbunden sind. Das Fehlen eines dieser Elemente würde zum Scheitern führen. Es wird uns klar, dass die Initiatoren eines solchen Gründungsprozesses selbst eine Gemeinschaft sein müssen, um andere für diese begeistern zu können!

Gemeinschaftlich geht es auch am Abend weiter: Nach der heiligen Messe und einem Cocktail auf der Dachterrasse bei Sonnenuntergang (liebevoll vorbereitet von Father Mark) feiern wir gemeinsam mit den Mitarbeitern ein Grillfest im Garten von Maryshore. Es fehlt uns an nichts: Wir genießen Jakobsmuscheln, Riesengarnelen und andere philippinische Spezialitäten und stoßen mit Kokosnüssen an. Es heißt nun Abschied nehmen von Maryshore und den uns liebgewordenen Menschen dort.

Salamat po!

Von Antonia Lelle und Judith Schwinn, Kundschafterinnen des Bistums Speyer

Beim Abschiedsgrillen werden noch einmal Riesengarnelen und andere philippinische Spezialitäten aufgefahren. © Bistum Speyer

Zu Liedern aus der Heimat wird geschunkelt – mit allen. © Bistum Speyer

 

 

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