In der Nacht hat er uns selbst auf unserer einsamen Insel wieder erreicht: Der auf den Philippinen scheinbar allgegenwärtige „Bumm-Bumm-Beat“. Der Wind weht ihn von der Nachbarinsel zu uns herüber. Unser Gastgeber erklärt uns, dass das auf den Philippinen normal sei – die Leute würden eben viel feiern…Irgendwann ist auch diese Feier zu Ende und die Natur übernimmt: Wir hören Geckos, Insekten, Vögel…
Die meisten von uns sind an diesem Tag schon sehr früh wach – in der Hoffnung auf einen schönen Sonnenaufgang sitzen viele schon um 6.00 Uhr am Strand. Leider ist es etwas bedeckt, sodass sich diese Hoffnung nicht ganz erfüllt. Trotzdem ist es eine schöne Stimmung.
Nach dem Frühstück gehen alle noch einmal kurz schwimmen oder eine Runde schnorcheln, bevor wir uns zu einer ersten Reflexionsrunde treffen. Es werden noch einige folgen, bevor wir die Philippinen verlassen. Bei dieser ersten Auswertung geht es zunächst um die persönliche Ebene – mit der Frage, was jeder und jede von uns als wichtigste Erkenntnis bzw. Erfahrung mit nach Hause nehmen wird. Mittags holt uns das Boot schon wieder ab und wir müssen die schöne Insel verlassen – im Grunde fängt damit schon der Heimweg nach Deutschland an.
In Iloilo bringen uns die Fahrer zum Bischofssitz der Erzdiözese Jaro. Dort wartet das „JAPS-Team“ (Pastoralsekretariat der Diözese Jaro) auf uns. Sie haben die Begegnungen mit den Pfarreien bzw. Kleinen Christlichen Gemeinschaften, die in der Diözese Jaro und der örtlichen Sprache „MKK“ genannt werden, für uns geplant und begleitet. Sie möchten nun von uns Rückmeldung bekommen. Die zentralen Fragen sind: „Was ist unsere wichtigste Erkenntnis?“ und „Was nehmen wir mit zurück in unsere Pfarreien/die Diözese?“.
Wir tragen viele Punkte zusammen, die das JAPS-Team sehr interessiert und konzentriert aufnimmt. Einiges davon möchte ich – sehr kurz und verdichtet – benennen:
- Wir haben ein sehr großes Engagement der Laien in den MKKs erlebt. In den Gesprächen haben viele als Grund für ihren großen Einsatz genannt: Sie sind gefragt, sie gestalten mit. Es wird nicht „über“ sie entschieden – es ist ihre Kirche.
- Der Glaube wird im Leben der Menschen deutlich spürbar. Er spiegelt sich in ihrem Leben wieder – sie begründen ihre Einstellung und ihre Handlungen damit.
- In den Zusammenkünften der Gruppen wird das Wort Gottes einbezogen – vor Entscheidungen geht es immer darum, was der Wille Gottes ist. Nur so, das hat uns Father Robert schon früher erklärt, kommt es dazu, dass einzelne MKKs im Sinne der Umwelt oder des übergeordneten Interesses der Gemeinschaft auch schwierige Entscheidungen treffen (wie z.B. die Gründung von Kooperativen, die – kurzfristig gesehen – für die Mitglieder zunächst auch Nachteile mit sich bringen und erst langfristig für alle Vorteile).
- Uns hat beeindruckt, mit wie viel Mut und Vertrauen einmal gefasste Beschlüsse von den Gemeinschaften umgesetzt werden. Es wird nicht gewartet, bis alle Voraussetzungen gegeben sind. Sie beginnen mit der Umsetzung in der sicheren Hoffnung, dass sich das Weitere schon finden wird. Sehr anschaulich konnten wir dies zum Beispiel an den Kirchenrenovierungen erkennen. Nach „Yolanda“ sind auch viele Kirchen zerstört. Die Gemeinden beginnen mit dem Wiederaufbau. Geht das Geld und damit das Baumaterial aus, wird gewartet, bis es wieder etwas gibt und dann weitergebaut.
- Uns ist aufgefallen, wie unterschiedlich die einzelnen Pfarreien das Prinzip der partizipativen Kirche umsetzen, auf das die Diözese sich verpflichtet hat. Es gibt auch ganz unterschiedliche Phasen der Entwicklung. Father Robert betont, dass das genau der Weg ist, den die Diözese geht. Es gibt keine Vorgaben, Zeitpläne, Ergebnisse, die erfüllt werden müssen. Es ist ein permanenter Entwicklungsprozess, in den die Erfahrungen der Gemeinden und Gemeinschaften immer wieder einfließen. Das JAPS-Team begleitet die einzelnen Pfarreien, wenn sie dies wünschen.
Natürlich sind uns die unterschiedlichen Voraussetzungen der Kirche auf den Philippinen und unserer Kirche in Deutschland wohl bewusst. Dennoch haben wir wichtige grundsätzliche Denkanstöße bekommen und bedanken uns ganz herzlich bei dem sehr engagierten Team der Diözese Jaro.
Nach dem Auswertungsgespräch schauen wir uns noch kurz die Kathedrale von Iloilo und den Bischofssitz an, und dann folgt der zweite Abschied an diesem Tag: Wir verlassen die Insel Panay und fliegen von Iloilo aus nach Manila.
Dieser Flug ist anstrengend – durch eine Verspätung kommen wir erst um 23.00 Uhr in Manila an. Eine fast einstündige Fahrt zu unserer Unterkunft über sehr holprige Straßen folgt – „nur“ eine Stunde, denn es ist wenig Verkehr… Wir wollen lieber nicht so genau wissen, wie dann richtig viel Verkehr aussieht.
Um Mitternacht kommen wir im „Mutterhaus“ des Pastoralinstituts Bukal ng Tipan an. Maryhill liegt auf einem Hügel etwas außer- und oberhalb von Manila. Dort wird es – auf der Terrasse mit Blick auf das Lichtermeer von Manila – bei einem Bier bzw. Saft noch einmal Abend und Morgen: Der letzte Tag!
Von Ulrike Kaiser, Kundschafterin des Bistums Speyer.