Hoffnung zwischen den Wellblechhütten

Jugendliche mit großen Hoffnungen - im Kinder- und Jugendprojekt der Pfarrei des Generalvikars in einem Township in Aliwal. © Bistum Speyer

Wir haben wieder eine Nacht im Bildungshaus Mount Carmel verbracht. Nach der anstrengenden Woche in den einfachen Unterkünften der Pfarrhäuser mit langen Fahrten und Tagen fühlen wir uns wieder zu Hause. Wir werden von Cecilia, der guten Seele des Hauses, umsorgt. Nach dem Frühstück hatten wir eine Nachbereitung mit Bischof Michael und den gastgebenden Priestern auf dem Programm. Wir schilderten die wichtigsten Eindrücke der vergangenen Woche und stellten ergänzende Fragen.

Folgende Punkte wurden angesprochen: das Gebet in spontaner, freier Rede; die Orientierung an der Bibel; die Wertschätzung für Frauen; die Kleinen Christlichen Gemeinschaften; die veränderte Rolle von Priestern und Laien; die konsequente Förderung der Getauften und Gefirmten als Leader/LeiterInnen.

Auch unsere Gastgeber haben von uns Dinge mitgenommen: etwa die Anregung, Kreise von Paaren beziehungsweise Familienkreise zu bilden, um auch die Männer in die Gemeindearbeit zu integrieren. Für uns überraschend war der Kunstgriff des Bischofs, der seine Priester dazu aufforderte, unsere Beiträge zu kommentieren. So haben zwei Diözesen sich gegenseitig inspiriert.

Ärmer geht es fast nicht mehr – zum Teil wohnen die Menschen im Township in Wellblechhütten. © Bistum Speyer

Am Nachmittag sind wir zu einer von Generalvikar Joe ins Leben gerufenen Initiative der katholischen Kirche im Township „Area 13 gefahren“, in eine seiner sieben Gemeinden. Das Township liegt etwas außerhalb der Stadt Aliwal. In einem Teil der Siedlung wurden von der Regierung für mehrere tausend Menschen einfachste Häuser gebaut, das war es dann aber auch. So fehlen vor allem Freizeitmöglichkeiten für die Bewohner. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, viele Menschen lungern herum – Alkohol, Drogen und Gewalt prägen den Alltag.

In dieser Wüste hat die katholische Kirche als einzige Organisation einen Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche errichtet. Über 350 Kinder und Jugendliche haben dort jeden Tag einen Anlaufpunkt für Hausaufgaben und Spiele. Drei Mal pro Woche gibt es eine einfache Mahlzeit: Brot, Suppe und Obst.

Die Küche des Kinder- und Jugendprojekt im Township – der Generalvikar ist froh, dass er sie hat. © Bistum Speyer

Die Kinder, darunter viele Aids-Waisen, bereiteten uns einen begeisterten Empfang mit Liedern und Tänzen, in die sich auch der Generalvikar einreihte. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen aus dem Township erklärten uns stolz ihre Arbeit. Wie an vielen Stellen fehlen auch hier die Männer, weil sie zum Arbeiten in den großen Städten sind oder sich einfach vor ihrer Verantwortung drücken.

Kleines Kind aus der Pfarrei © Bistum Speyer

Regelrecht umzingelt wurden die Kundschafter von den Kindern © Bistum Speyer

Wir durften Urkunden für den erfolgreichen Abschluss an einem Computerkurs verteilen und ich wurde gebeten, die Jugendlichen in einer kurzen Rede zu weiteren Bildungsanstrengungen zu motivieren. Wir konnten die einfachen Baracken besichtigen, in der heute die Einrichtung untergebracht ist. Dabei wurden uns auch die Pläne für einen Neubau gezeigt. Etwa 70.000 Euro sind bereits gesammelt; wenn noch 35.000 Euro dazu kommen, kann mit dem Bau begonnen werden.

Jugendliche mit dem Abschlusszertifikat des PC-Kurses, den sie im Projekt der Pfarrei absolviert haben. © Bistum Speyer

Am Ende unserer Fahrt an den Stadtrand führte uns der Generalvikar in das Haus einer älteren Frau, die aus gebrauchten Plastiktüten Decken geflochten hat. Bei uns in Deutschland ist dies ein Trend mit der Bezeichnung „Upcycling“ – hier ist es eine Chance, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. In dieser Township, einer der sieben Gemeinden des Generalvikars, leistet die Kirche zudem mit Kursen zum Gärtnern erfolgreiche Anleitung zur Selbsthilfe. Mit vielen neuen Eindrücken ging es zurück nach Mount Carmel.

Wolfgang Appel, Kundschafter des Bistums Speyer

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