Willkommen, neues Jahr!
In Taiwan begrüßen die Menschen das neue Jahr nicht nach dem Gregorianischen sondern nach dem Mondkalender. 2018 endet das Neujahrsfest nach 15 Feiertagen am 4. März. Es ist das längste und wichtigste Fest in Taiwan. Abend für Abend zieht es die Menschen auf die Straßen. Während früher Kinder mit selbst gebastelten Laternen durch die Nachbarschaft spazierten, sind die Bräuche heute je nach Region unterschiedlich.
Berühmt sind die großen Laternen, die im Norden des Landes in den Himmel steigen. In der kleinen Stadt Yuejin locken mehr oder weniger kunstvolle Installationen die Menschen auf das alte Hafengelände. Auf dem Wasser schwimmen bunte Kugeln, die die Farbe wechseln, übergroße Insekten, filigrane Bambusstäbe. Mit dem nächsten Vollmond ist alles vorbei und das „Jahr des Hundes“ nimmt seinen Lauf.
Soll ich oder soll ich nicht?
Soll ich den Job wechseln? In eine andere Stadt ziehen? Das neue Auto kaufen? Entscheidungen können Menschen ins Grübeln stürzen. Wer kennt das nicht… In Taiwan gehen Menschen nicht nur in den Tempel, um die Götter mit Räucherstäbchen um Wohltaten zu bitten, sondern auch um Entscheidungshilfe zu erhalten. „Thi Jio“ soll die Lösung bringen.
Zwei junge Frauen machen es vor. Sie werfen zwei Hölzer, die auf einer Seite gewölbt und auf der anderen glatt geschliffen sind. Je nachdem, wie die Holzstücke auf den Boden fallen, lautet die Entscheidung „Ja“ oder „Nein“. Zweimal die gewölbte oder die geschliffene Seite oben heißt „Ja“, fällt ein Holz auf die Wölbung, das andere auf die glatte Seite, heißt es „Nein“. Für eine eindeutige Entscheidung ist es also notwendig, „Entweder-Oder-Fragen“ zu stellen. Und wer mit dem Ergebnis nicht einverstanden ist, kann die Hölzer einfach nochmal werfen.
Von Eva-Maria Werner, Missionsmagazin Kontinente.
Mehr aus dem Reisetagebuch „Unterwegs in … Taiwan und Vietnam“ auf der Website des Magazins Kontinente.