Im Minendorf Esmoraca wurde die Karwoche mit Ostern natürlich anders gefeiert als in einem katholischen Dorf im Schwarzwald.
Kollegen aus „Old Germany“ schrieben, dass „volkskirchliche Strukturen“ in Deutschland immer mehr verloren gehen, in Esmoraca, „hinter den Bergen bei den sieben Zwergen“, sieht es noch besser aus.
Jugend kommt natürlich ohne einen „persönlichen Bezug“ zum Priester auch nicht mehr. Gemeinsam mit konkreten Aktionen Glauben erfahren und leben ist heute wohl weltweit das Fundament von Jugendarbeit geworden. Und dazu braucht der Priester eben Zeit, die ich zumindest in der Mission noch habe; das ist der „Knackpunkt“.
Anstelle des Verwaltungsstresses habe ich in unseren Höhen einen gewissen „Organisationsstress“. Die Osterkerze musste in Tupiza abgeholt werden, dann fuhren wir nochmals über Villazón nach Tupiza, immerhin vier Stunden Fahrt, um unter anderem Palmzweige sowie die liturgischen Blättchen fürs „Triduum Pascual“ zu holen … und dann wieder 4 Stunden Rückfahrt …
Am Karmittwoch-Abend fand in Moinete ein auch von Schülern gut besuchter Gottesdienst statt, in dem die Palmzweige „nachgeweiht“ und die Osterkerze „vorgesegnet“ wurden. Weitere Gottesdienste standen dort nicht an.
Um Ostern herum finden wegen der freien Tage auf dem Campo, so auch in Esmoraca, oft Fussballturniere statt, die der Liturgie natürlich nicht förderlich sind. Doch ohne „Sportevent mit Festival“ käme zu Ostern kaum jemand der Bewohner nach Esmoraca. Mit etwas Fingerspitzengefühl lässt sich aber das Beste aus der Situation machen. Und in diesem Jahr war es uns gelungen, Ostern christlicher zu gestalten, die Gottesdienste waren trotz anderer Aktivitäten gut besucht. Die schön renovierte Pfarrkirche in Esmoraca wirkt auf die Menschen anziehend.
Erik, ein 10 jähriger Junge, wollte schon immer getauft und Ministrant werden. Fast jeden Sonntag war er im Gottesdienst, sein Vater, ein Minenarbeiter, widersetzte sich aber vehement seinem Wunsch. Doch bei der Auferstehungsfeier am Karsamstag wurde er getauft. Der Heilige Geist wirkt im Großen und im Kleinen. Erik durfte natürlich gleich ministrieren – da ticken bei uns in der Mission die Uhren eben anders.
Von Pfarrer Dietmar Krämer
Dietmar Krämer aus dem Erzbistum Freiburg ist seit mehr als 20 Jahren Priester in der Diözese Potosí in Bolivien. Seit 2008 ist er Pfarrer der Gemeinde „San Fransisco de Asis“ in Esmoraca und Mojinete. Zuvor war er acht Jahre lang Priester in Brasilien.