30 Jahre Kinderrechte und die Europawahl im Mai: Ein perfekter Grund, um schon vor dem eigentlichen Geburtstag im November auf die Rechte der Kinder aufmerksam zu machen. Noch immer gibt es zahlreiche Probleme, wenn Kinderrechte missachtet oder sogar mit Füßen getreten werden, findet die Studentin Alexandra Kuck, die beim Kindermissionswerk ein Praktikum macht.
Zum ersten Mal besteht die Sorge, dass eine heute aufwachsende Generation schlechtere Zukunftschancen haben könnte als ihre Eltern. 25 Prozent der Kinder in Europa sind in Gefahr, von Armut und Ausgrenzung betroffen zu sein. In den südlichen Ländern Europas gibt es eine sehr hohe Jugendarbeitslosigkeit. Alles Probleme, die angegangen werden müssen. Oder auch nicht? Schließlich gibt es nur im Wahlprogramm einer einzigen (!) deutschen Partei aus dem Bundestag einen Absatz zum Thema Kinderrechte.
Dabei gab es den besonderen Schutz für die Kinder schon vor über 2.000 Jahren. In Markus 10, 14 sagt Jesus: „Lasset die Kinder zu mir kommen. Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ Kinderrechte pur! Jesus waren die Kinder in dem Moment wichtiger als die Erwachsenen. Sind Kinder und ihre Rechte also heutzutage nur noch wenigen Politkerinnen und Politikern wichtig?
Kinder und Jugendliche müssen in Europa und auf der ganzen Welt noch mehr in den Mittelpunkt rücken. Kinder und Jugendliche sind die Zukunft. Sie müssen mit dem leben, was entschieden wird, wenn ihre Generation noch nicht so viel entscheiden kann.
„Fridays for Future“ zeigt: Nehmt die Jugendlichen ernst!
Aber ist es das, was wirklich gewollt ist? Wahrscheinlich nicht. Vor allem nicht von den Betroffenen selbst. Sie wollen gehört werden und ihre Meinung einbringen, wenn es um ihre Angelegenheiten geht. Also, liebe Abgeordnete, hört auch sie und nehmt ihre Meinung ernst! Die „Fridays for Future“-Bewegung zeigt bereits, welche große Aufmerksamkeit dies bekommen kann.
Auch rund um das Thema Kinderrechte engagieren sich schon seit Jahren viele Kinder und Jugendliche, in dem sie jährlich als Sternsinger oder deren Betreuer Spenden für die Kinder in der Einen Welt sammeln. Sie machen das, was das Recht auf Mitbestimmung sagt: sich beteiligen! Diese Beteiligung gilt aber nicht nur für die Zukunft, sondern auch für das Hier und Jetzt. Zwar wollen auch die Erwachsenen in einem guten Jetzt leben, aber sie müssen nicht mit den Folgen ihrer eigenen Lebensweise zurechtkommen. Die Kinder und Jugendlichen sind die, die die jetzigen Handlungen und Ereignisse mitbekommen und wissen, dass sie diejenigen sind, die das noch ihr ganzes Leben betrifft. Wenn sie selber handeln können, ist es eventuell schon zu spät, um Prozesse, wie beispielsweise den Klimawandel, zu stoppen. Außerdem gehört es für mich auch zum Erwachsenwerden dazu, dass man selber für seine Rechte eintritt und dafür kämpft, dass diese umgesetzt werden.
Das darf nicht erst passieren, wenn Jugendliche mit 16 oder 18 Jahren das erste Mal wählen dürfen. Wenn sie sich erst dann beteiligen dürfen, ist es eventuell schon zu spät, um ihr Interesse zu wecken. Die Interessen liegen dann in ganz anderen Bereichen, und Politik gehört, wenn sie vorher noch nichts damit zu tun hatten oder sich nicht einbringen konnten, wahrscheinlich nicht dazu.
Ein Kinder- oder Jugendparlament für Europa?
Die Kinderrechte-Strategie des Europarates hat das Ziel angegeben, dass die Mitgliedstaaten sicherstellen sollen, dass Kinder bei kinderbezogenen Entscheidungen in politischen, rechtlichen und administrativen Kontexten einbezogen werden sollen. Dieses sollen Sie, liebe gewählte Abgeordnete des Europaparlaments, bitte auch einhalten und beachten! Wie wäre es beispielsweise mit einem Kinder- oder Jugendparlament für Europa? In einigen Städten in Deutschland und in anderen Ländern gibt es das schon.
Wir jungen Wähler fallen zwar nicht mehr in den Geltungsbereich der Kinderrechte, aber auch unsere Generation möchte noch mehr gehört werden und sich mit den Entscheidungen identifizieren können. Aber genau diese Identifikation fällt – zumindest mir – schwer, wenn der größte Teil der Politiker und Politikerinnen doch deutlich älter ist.
Um dies zu ändern, muss meine Generation sich aber auch selber einbringen und vor allem eines tun: wählen gehen! Das Recht auf Mitbestimmung gilt nicht nur im Rahmen der Kinderrechte, sondern auch später noch. Wir wollen Veränderungen und wollen eine bessere Zukunft, dann müssen wir auch wählen gehen und unser Kreuz am 26. Mai setzen – am besten für eine pro-europäische Partei. Was wäre ein Europa ohne eine einheitliche Währung, ohne den Schengen-Raum und die damit verbundene „Reisefreiheit“? Ein unvorstellbarer Gedanke für eine Generation, die es nicht anders kennt – und für ein Europa in Frieden und Freiheit auch zukünftig undenkbar!
Lasst uns also zusammen den Kinderrechten ein schönes Geburtstagsjahr veranstalten, indem wir wählen gehen und Sie, liebe Politiker und Politikerinnen, auch die Ideen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr beachten und einbringen – nicht nur 2019, sondern auch weit darüber hinaus.
Von Alexandra Kuck, Sternsinger-Praktikantin und Studentin.
Alexandra Kuck (21), Studentin der Gesellschaftswissenschaften und Praktikantin im Kindermissionswerk ,Die Sternsinger‘. Zu ihren Praktikumsaufgaben gehört unter anderem die inhaltliche Beschäftigung mit der UN-Kinderrechtskonvention, die am 20. November ihren 30. Geburtstag feiert.