Heute möchte ich wieder einmal das Internet nutzen, um Euch und Ihnen allen ein großes Dankeschön zu sagen für die vielfältige Unterstützung, die wir hier erfahren dürfen – und die einen Großteil unserer pastoralen und humanitären Arbeit erst möglich macht: SINGILA MINGI!
Gleichzeitig möchte ich aber auch ein wenig über den Sinn von (Euren und Ihren) Spenden nachdenken.
Natürlich steht uns allen, die wir in der hiesigen Ortskirche arbeiten, die große Vision einer Gemeinschaft vor Augen, die sich selbst an die Hand nimmt, sich aufrichtet und auf eigenen Füßen steht, die nicht mehr am Tropf fremder Hilfe hängt. Materiell und finanziell gesprochen.
Spirituell ist natürlich jede Ortskirche für immer mit allen anderen Ortskirchen geschwisterlich verwoben, und eine jede bedarf der anderen.
Aber unser Land liegt am Boden, seine Häuser sind in Flammen aufgegangen, trotz aller Friedensrhetorik regieren immer noch Kalaschnikows und Korruption und sonst niemand. In einem solchen Kontext kann eine Kirche, die eine ganzheitliche Pastoral betreiben will, die sich engagieren will in Seelsorge, Erziehung, Gesundheit und Ernährungssicherheit, nicht ohne die Solidarität „von außen“ ihre Berufung leben. Unsere Leute haben in ihrem Alltag um das Überleben der eigenen Familie zu kämpfen; was da noch für die Kirche „übrig“ bleibt, kann keine großen Projekte auf die Beine stellen.
Von daher verstehe ich die Spenden, die in Knechtsteden eingehen, auch nicht als „Almosen“, sondern als Euren und Ihren Ausdruck von Solidarität. Wenn ich sie hier vor Ort verwende, dann betrachte ich sie als eine Form des Mitleidens mit den Opfern einer sinnlosen Rebellion, die mittlerweile keine politischen Ziele mehr kennt, sondern in ein mörderisches Banditentum übergegangen ist. Und da sich auf diesem „Schlachtfeld“ eine Menge Kriegsgewinnler tummeln – hier vor Ort, aber auch in Europa –, bin ich nicht sehr optimistisch, dass das Ganze ein rasches Ende finden wird.
Deshalb muss Weltkirche parteilich werden und darf nicht in Gleichgültigkeit verfallen. Was der Kirche in der Zentralafrikanischen Republik geschieht, betrifft auch die Kirche im fernen Deutschland. Und so passt auch hier wieder einmal das Bild des Missionars Paulus über die Kirche, die der liebe Gott irgendwie ganz gut geordnet habe: „ … damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit.“ (1 Kor 12, 25f)
Zu Kinder- und Jugendzeiten haben wir ein Lied gesungen, das begann so: „In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tages …“. Mir scheint, dass wir schon seit geraumer Zeit in der Zentralafrikanischen Republik genau diesen Augenblick durchleben – die Mitte der Nacht. Wie lange er noch dauern wird, vermag niemand vorauszusagen. Aber dass es irgendwann wieder hell werden wird, die Gewissheit haben wir. Muss ja.
Von Pater Olaf Derenthal
Olaf Derenthal, Spiritaner, Missionar und Krankenpfleger, lebt und arbeitet seit Oktober 2016 in der Zentralafrikanischen Republik. Mit zwei Mitbrüdern begleitet er die junge Kirche in der Pfarrei Mobaye und arbeitet als Koordinator für Gesundheitsprojekte der Diözese Alindao. Wegen zunehmender Konflikte zwischen den Rebellen musste er für mehrere Monate mit seinen Mitbrüdern in den benachbarten Kongo fliehen. Mittlerweile konnten sie aber wieder nach Mobaye zurückkehren. Hier finden Sie Auszüge aus seinem Blog .