Selbst ältere Menschen können sich nicht erinnern, je einen so heißen und trockenen Sommer erlebt zu haben. Natürlich hat es in der Klimageschichte des Planeten immer wieder Dürreperioden gegeben.
Aber in unseren Breitengraden war das selten so dramatisch und extrem wie heute. In anderen Regionen der Welt, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, haben die Bewohner immer wieder solche Dürrezeiten und die damit einhergehenden Hungersnöte gekannt. Aber auch dort erinnern sich die Bauern nicht, dass Regen- und Trockenzeiten je so unregelmäßig und unberechenbar waren wie im letzten Jahrzehnt. In den 60er Jahren arbeitete ich in einer Pfarrei in Uganda, die ihr Pfarrfest am 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, feierte. Man konnte damals sicher sein, dass am Tage selbst oder spätestens in der gleichen Woche die ersten schweren Regenfälle niedergingen und für mehrere Wochen anhielten. Heute wissen die Bauern nicht mehr, wann sie die Saat aussäen sollen.
Diese Phänomene sind ein guter Grund, sich in diesem Jahr in unseren Gemeinden an der „Schöpfungszeit 2018“ zu beteiligen. Für viele ist diese ökumenische Initiative etwas Neues. Die Idee kommt aus der orthodoxen Tradition, die ja eine sehr entwickelte Schöpfungsspiritualität hat. Einer der Väter der Umwelttheologie, Patriarch Dimitrios I. von Konstantinopel, schlug 1989 einen „Tag der Schöpfung“ vor, an dem Christen Gott für die Vielfalt und Schönheit der Schöpfung danken und sich Gedanken machen sollten, wie man sie für zukünftige Generationen bewahren kann. Der Gedanke wurde von anderen Kirchen aufgegriffen und zu einer „Schöpfungszeit“ erweitert, die am 1. September beginnt und mit dem Fest des Hl. Franziskus von Assisi am 4. Oktober endet. Nach der Veröffentlichung seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ empfahl Papst Franziskus allen Katholiken, sich an dieser ökumenischen Initiative zu beteiligen.
„Laudato si‘“ ist eines der meist beachteten kirchlichen Dokumente, das sogar außerhalb der Kirche, vor allem in der wissenschaftlichen Community ein großes Echo gefunden hat. Handelt es sich doch um ein Thema, das für die Zukunft der ganzen Menschheit überlebenswichtig ist. In seiner Enzyklika ist es Papst Franziskus gelungen, nicht nur die wissenschaftlich gesicherten Fakten über die fortschreitende Umweltzerstörung kurz und klar darzustellen und ihre geistigen Ursachen zu analysieren. Er bietet uns eine Spiritualität an, die uns die Welt mit anderen Augen sehen lässt und uns zum Handeln motiviert. Diesen Schatz gilt es zu heben. Für Gemeinden, Gruppen und Familien ist die Schöpfungszeit 2018 eine gute Gelegenheit, diese Schöpfungsspiritualität zu verinnerlichen und sich der Verantwortung aller für die Erhaltung der Schöpfung in Erinnerung zu rufen. Im Internet gibt es dazu viele Anregungen.
Von Pater Wolfgang Schonecke MAfr, Netzwerk Afrika Deutschland (NAD)