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Ein Rundbrief aus Bolivien

Pfarrer Dietmar Krämer, Missionar in Esmoraca (Bolivien)

Pfarrer Dietmar Krämer schreibt über Corona, Kirchenbau und Hundenachwuchs in Esmoraca in den bolivianischen Anden:

Bei uns wurde es zeitweise etwas wärmer, auch wenn kalte Nächte dann kürzlich in den Maisfeldern Schäden angerichtet haben. Regen ist noch weit entfernt und die Felder so sehr trocken.  Wasser wird knapp.

Die Zahl der Corona-Fälle in Tupiza und Villazón sinkt, die Leute werden so aber auch nachlässiger und sorgloser, wie es auch in Deutschland eben ist und war. Im ganzen Pfarrgebiet haben wir erstaunlicherweise aber noch keinen einzigen belegten COVID 19 Fall. Das kann sich aber schnell ändern.  Die Schranken wurden bei uns abgeschafft, man kann jetzt reisen, wie man will. Wir stehen zumindest in der Pfarrei: Gewehr bei Fuß und nehmen die Bedrohung durch den Virus sehr ernst.

In Deutschland klammern sich die Hoffnungen vieler bereits an Impfstoffe, davon können wir hier aber nur träumen. Bolivien gehört eben nicht zu den reichen Ländern.  Und wenn dann was auf den Markt kommt, dürfte es nicht Spitzenqualität sein.

Was ich in meinem Herbstrundbrief vor den Wahlen im November vorhergesehen hatte, ist eingetroffen. Wir haben erneut eine Linksregierung und Evo Morales ist wieder „zu Hause“ in Bolivien, als ob nichts gewesen wäre. Unsere Linksregierungen hier in Lateinamerika haben mit Kirche generell wenig am Hut.  Für sie ist und bleibt Kirche ein Relikt des spanischen Kolonialismus. Für mich ist es hier eine Frage der Zeit, bis Evo wieder Präsident wird, der gewählte ist mehr Marionette.

Schließlich hat uns der Hl. Vater nach langem Warten einen neuen Bischof ernannt, einen studierten Herrn aus Tarija. Er war Direktor des nationalen Priesterseminares in Cochabamba und dann Generalvikar seiner Diözese. In Potosí ist er allerdings ein unbeschriebenes Blatt. Mitte Januar soll er zum Bischof geweiht werden. Wie das in COVID-19 Zeiten funktionieren wird, da bin ich gespannt. Es sickerte schon ‘mal durch, dass ein paar Diözesanpriester in Potosí an COVID-19 erkrankten, es aber überstanden haben, also kein Anreiz, zur Bischofsweihe nach Potosí zu fahren.

Kirchenbau in Zapatera. Bild: Dietmar Krämer
Der entstehende Innenraum der Kapelle in Zapatera. Bild: Dietmar Krämer.

Die Renovierung der Kapelle in Zapatera geht erfolgreich dem Ende entgegen, eine weitere Regenzeit hätte das Dach nicht überlebt. Also, nach dem Motto, wer wagt, kann auch gewinnen, hatte ich meinen Freundeskreis in der Heimat aktiviert, der dann großzügig mitgezogen hat.  Adveniat hat sein Hilfsprogramm völlig umgestellt, hilft also nicht mehr bei Kapellen mit.  Über „Patenschaften“ für beispielsweise eine neue Kirchentüre, Beschallung und Beleuchtung der Kapelle, Fußbodenblatten, Plastikstühle etc., konnte ich aber auch einheimische Sponsoren gewinnen. Man muss sich eben etwas einfallen lassen.

Die im Bau befindliche Front der Kapelle
Hier entsteht die Fassade der Kapelle. Bild: Dietmar Krämer.

Am dritten Adventssonntag soll die Einweihung stattfinden, ein weiteres Kopfzerbrechen in Corona Zeiten. Wegen der „bioseguridad“ werden 2 Gottesdienste mit jeweils nur 30 Gläubigen stattfinden, zudem bei guter Belüftung, Sicherheitsabstand und Maskenpflicht. Die Kinder werden an der frischen Luft draußen auf dem Dorfplatz beschäftigt werden. Für den geselligen Teil übernehmen die Ortsautoritäten mit dem örtlichen Krankenhaus dann die Verantwortung.  Ohne Musik und ein paar „traguitos” ist bei uns ja kein Festle möglich. Wir sind noch ohne COVID 19 und nicht wie in DL Hochinfektionsgebiet.

Entsprechend der „Desobrigentradition” im brasilianischen Urwald, mit einer lockeren Anwendung kirchlicher Bestimmungen, da war ich ja über 10 Jahre, übernehme ich als Hochlandpfarrer außerordentlicher Weise dann die Kapellen- und Altarsegnung. Natürlich alles in Abstimmung mit dem Diözesanadministrator, der aber auch kein Bischof ist. Der neue Bischof wird dann zudem erstmal die großen Pfarreien in der Diözese besuchen, bevor er das kleine Dorf Zapatera am Ende der Diözese Potosí sehen wird. In der Hl. Mission geht es eben nicht ohne eine gewisse Flexibilität. Das hat uns der verstorbene Bischof Dom Henrique Rüth einst in Cruzero do Sul gelehrt. Er sagte auch: einmal Missionspfarrer, immer Missionspfarrer.

Bauen in der Mission erfordert auch oft viel Improvisation. In Zapatera ist der Wassertank des Dorfes trocken. Wasser muss so vom nahen Fluss herangekarrt werden.

Wassertransport zur Kapelle
Wassertransport zur Baustelle. Bild: Dietmar Krämer.

Schmuckstück des Pfarrhauses ist der Pfarrgarten, für eine Franziskuspfarrei ein „MUSS“. Der Obergärtner ist der alte Don Miguel, ein pensionierter Chef der „Maestranza“, der mit viel Liebe die Pflänzchen hegt und pflegt Gießen gehört natürlich in der Trockenheit dazu.

Dann hat Tobias, der weiße Husky Siberiano, „unser Wölfle also”, eine junge Lebensgefährtin, eine Wölfin, bekommen, die Bonifacia, auch Bony gerufen. Auch wenn die beiden in einem katholischen Pfarrhaus leben, gibt es dort natürlich ja keinen „Hundezölibat“. Den Zölibat überlassen die beiden mir, da ich dafür ja die entsprechenden „Gnaden” empfangen habe.  Die zukünftigen Welpen sind schon alle vergeben. Ein Husky ist nicht irgendein Vierbeiner, es ist ein Rassehund.

Wie Ihr seht, der Liebe Gott hat mich in Esmoraca an den rechten Platz gestellt.

Von Pfarrer Dietmar Krämer

Dietmar Krämer aus dem Erzbistum Freiburg ist seit mehr als 20 Jahren Priester in der Diözese Potosí in Bolivien. Seit 2008 ist er Pfarrer der Gemeinde „San Fransisco de Asis“ in Esmoraca und Mojinete. Zuvor war er acht Jahre lang Priester in Brasilien. Mehr Beiträge von Dietmar Krämer in unserem Blog finden Sie hier.

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In meinen Weihnachtsbriefen habe ich noch über die große Dürre in unserer Region auf dem Hochland Boliviens geklagt, über trockene Flüsse und Felder. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Sintflutartige Regenfälle haben viele Flüsse unpassierbar gemacht, Erdpisten wurden von Schlammlawinen verschüttet oder weggerissen. Brücken stehen kurz vorm Einsturz. Read More