Wann hilft Hilfe?

© Hof/Bistum Trier

Um halb sechs brechen wir nach Riberalta auf. Kurz hinter Porvenir, 40 Kilometer von Cobija entfernt, endet die asphaltierte Straße. Der Rest der insgesamt 440 Kilometer langen Strecke führt über eine staubige Erdpiste. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die von einer chinesischen Firma gebaute Straße zwischen Cobija und Riberalta fertiggestellt wird.

Wir unterbrechen die Fahrt in Puerto Rico und treffen Padre Jose Luis Marmani zum Frühstück. Er wird uns beim Besuch im Urwalddorf Deslinde begleiten, das sich am Projekt der Caritas Pando beteiligt und zu seiner Pfarrgemeinde gehört.

In Deslinde erwartet uns nach der freundlichen Begrüßung der obligatorische Imbiss, für den hier extra ein Huhn geschlachtet wurde.  Beim Essen erläutert Padre Jose Luis das Caritas-Projekt aus seiner Sicht: 2008 habe die Pfarrgemeinde damit aufgehört, Hilfsgüter in die entlegenen Urwaldgemeinden zu bringen. Statt der Alimentation mit Reis und anderen Nahrungsmitteln habe man nach neuen Wegen der Unterstützung gesucht. Eine Hilfe, die nicht Abhängigkeit fördert, sondern Hilfe zur Selbsthilfe ist, indem sie Perspektiven aufzeigt, Eigenverantwortung fördert und irgendwann hoffentlich in die Selbständigkeit führt. Das Projekt der Caritas sei eine solche Hilfe zur Selbsthilfe. Durch die Unterstützung der Ingenieure sei mitten im Urwald ein Feld zur Selbstversorgung entstanden. Nach und nach reduzieren die Mitarbeiter jetzt ihre Besuche, stehen aber noch beratend zur Seite. Nach drei Jahren sei die Dorfgemeinschaft hoffentlich in der Lage, die Arbeit selbständig fortzuführen.

„Ein ganz neues Lebensgefühl für die Menschen“

Für Padre Jose Luis ist diese Form der Hilfe für die Kirche unbedingt notwendig: „Ich kann nicht in der Eucharistiefeier vom Brot des Lebens reden, ohne mich um die notwendige Versorgung der Menschen mit Brot in ihrem Leben zu sorgen.“

Die Frage, ob die Menschen in Deslinde von dem Projekt überzeugt sind und mitmachen, beantwortet er mit leuchtenden Augen: „Ja“, sagt er, „die Menschen hungern nach Wissen, wie sie das Feld bestellen können und so ihre Situation verbessern können. Sie sind nicht mehr nur abhängig vom Verkauf der von Oktober bis März gesammelten Pecanüsse. Ein ganz neues Lebensgefühl für die Menschen hier.“

Nach der Besichtigung der Urwaldpflanzung, die die Bewohner von Deslinde stolz zeigen und erläutern, schenken wir der Comunidad als Dankeschön für den Besuch eine kleine Trierer Synodenkerze. Martha Yubanera, die Köchin des Mittagsimbisses und zugleich eine Art Küsterin, bringt sie mit uns in die kleine Dorfkirche. Hoffentlich wird sie zu einem Zeichen der Ermutigung und Solidarität für die Menschen in Deslinde.

Von Christoph Hof, Pastoralreferent im Dekanat Remagen-Brohltal im Bistum Trier

Über die Reise

Vom 15. Juli bis 6. August reist eine 26-köpfige Gruppe aus den Bistümern Hildesheim und Trier durch Bolivien. Beide Diözesen unterhalten eine langjährige Partnerschaft mit dem Land. Auf dem Reiseprogramm stehen unter anderem Begegnungen mit den bolivianischen Partnern und eine Exposure-Woche, in der die Reisenden bei Gastfamilien wohnen und Projekte besuchen.

Mehr Infos zur Bolivien-Partnerschaft der beiden Bistümer unter:
http://www.bolivienpartnerschaft.bistum-trier.de
https://www.bistum-hildesheim.de/kirche-gesellschaft/weltkirche/bolivien/

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