Seit zwei Wochen haben die Jungen aus dem Hogar Sommerferien. Einige haben die Möglichkeit, in den Ferien ihre Familien oder Freunde zu besuchen. Andere können aus verschiedenen Gründen nicht das Hogar verlassen. So ist die Gruppe der Jungen , für die ich mit verantwortlich bin, von über 40 auf ungefähr 20 geschrumpft.
Mit diesen Jungen, einer bolivianischen Erzieherin und den zwei Volontärinnen von der Granja Moglia haben wir uns zwei Tage nach Beginn der Sommerferien in ein Sommerlager begeben. Um das Umfeld zu ändern und damit die Jungen mal aus der Stadt heraus kommen, sind wir drei Stunden mit einem Lastwagen aus Santa Cruz herausgefahren. Unser Ziel war die Farm San Jose, ungefähr drei Kilometer vom nächsten kleinen Dorf entfernt. Inmitten von Feldern und Dschungel-ähnlichen Wäldern lag unsere Unterkunft. Da es nur einen großen Schlafsaal gab, haben wir direkt neben den Jungen im gleichen Saal geschlafen. Meistens kamen dann die Kinder schon um sechs Uhr morgens um Zahnpasta oder Toilettenpapier zu erbitten.. Schlaf haben wir also nicht so viel bekommen in diesen Tagen!
Trotzdem ist die Woche dort wie im Fluge vergangen. Am ersten Tag wurden wir Voluntäre mit Wasser, Mehl und Waschpulver „getauft“. Mit diesem Ritual und viel Begeisterung startete das Sommerlager. Anschließend haben wir jeden Tag verschiedene Aktivitäten mit den Jungen unternommen oder einfach gemeinsam die Natur und die Sonne genossen: Von einer Schatzsuche, über Wasserolympiade und Marathon bis zu einer Talentshow reichte unser tägliches Programm. Meistens waren die Jungen mit viel Begeisterung bei der Sache. Da die Kinder aber sonst in der Großstadt leben, lieben sie es auch, einfach mit ihren Steinschleudern durch den Wald zu ziehen, Vögel abzuschießen oder auf Mangobäume zu klettern. Glücklicherweise ist momentan Mangozeit und die Bäume hängen voll mit reifen Mangos. So habe ich in dieser Woche so viele Mangos gegessen wie noch nie!
Pizza, Reibekuchen und ein nasskalter Ausflug
An einem Tag wollten wir einen Ausflug an einen nahegelegenen Fluss machen. Leider wurden wir nach zehn Minuten Fahrt von einem Gewitter derart heftig überrascht, dass in kürzester Zeit alle bis auf die Haut durchnässt waren. Somit sind wir umgekehrt und haben Tee gekocht, um die frierenden Jungen wieder aufzuwärmen.
Täglich kam eine Köchin, doch manchmal haben wir das Kochen auch selber übernommen. Ein Highlight für die Jungen war das gemeinsame Pizzabacken. Jeder durfte seine eigene Pizza mit Tomaten, Schinken, Mais und Käse belegen. Geschmeckt hat es ihnen grandios!. Ebenfalls großen Appetit zeigten die Kinder, als wir versuchten, ihnen Reibekuchen mit Apfelmus als typisch deutsches Essen zu servieren. Für uns hieß dies zwar, einen Nachmittag in der Küche zu schwitzen, aber der Freude der Jungen nach zu urteilen hat es sich gelohnt! An zwei Abenden haben wir uns alle ums Lagerfeuer gesetzt. Mit Stockbrot, Gitarrenmusik, Sternenhimmel und Glühwürmchen waren dies für mich wunderschöne Momente.
Zusammenfassend war es eine unvergessliche Woche und eine sehr intensive Zeit. Man wächst mit den Kindern unglaublich zusammen, wenn man morgens gleichzeitig aufsteht, sich die Zähne zusammen putzt, den ganzen Tag miteinander verbringt und abends gemeinsam einschläft. Erschöpft ,aber erfüllt habe ich mich am Sonntag auf den Rückweg gemacht.
Von Barbara Ladenburger
Hintergrund:
Ab September 2016 engagiert sich Barbara Ladenburger als Don Bosco Volunteer ein Jahr lang in einem Heim für benachteiligte Jungen in Santa Cruz de la Sierra (Bolivien). Neuigkeiten von ihr können Sie auch im Blog der Don Bosco Mission lesen unter https://blogs.strassenkinder.de/baerbelinbolivia/