Von der Internationalen Friedenskonferenz der Azhar-Universität in Kairo berichtet Nadim K. Ammann, Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission, Generalvikariat Köln, kurz vor Eintreffen des Heiligen Vaters.
Die renommierte Al-Azhar-Universität hatte zu einer Friedenskonferenz eingeladen, an der um die 400 Teilnehmer aus vielen Ländern teilnahmen. Die Christen waren mit etlichen Würdenträgern vertreten. Höchster Würdenträger war der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel. Die katholische Kirche war auch gut vertreten. So nahmen S.S. Gregorios III. Laham, Patriarch der Griechisch-katholischen Kirche, S.S. Louis Sako, Patriarch der Chaldäer und S.S. Ibrahim Sedrak, Patriarch der Koptisch-katholischen Kirche teil. Außerdem waren auch Bischöfe der maronitischen und armenisch-katholischen Kirche anwesend. Die Dominikaner waren mit sechs Priestern dabei.
Insgesamt hörten wir über den Tag verteilt 22 Redebeiträge. Beeindruckend fand ich den Beitrag von Bischof Boula von Tanta, der als Stellvertreter des Koptisch-Orthodoxen Papstes Tawadros teilnahm. Er erinnerte an die Anschläge am Palmsonntag und brachte Palmzweige mit, die traditionell von den Christen als Palmstöcke verwendet werden. Er betonte, dass der Frieden trotz des Terrors nicht zu besiegen sei. Gott sei die Quelle der Liebe und die Christen suchten keine Rache.
Dr. Amal Al Qubaisi aus den Emiraten sagte, dass die Anschläge auf die Kirchen ein Angriff auf ganz Ägypten seien. Sie appellierte an die religiösen Führer, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass die Menschen glücklicher lebten. Denn wer glücklich sei, lebe in Frieden.
Patriarch Bartholomäus betonte man wolle mit dem Dialog keine Glaubensänderung vornehmen, sondern Konflikte gemeinsam bewältigen. Terrorismus könne niemals den Frieden bringen.
Der Präsident der Al Azhar, Großimam Sheikh Ahmed al Tayeb, betonte, dass keine Religion Terrorismus toleriere und dass keine Religion Gewalt legitimiere.
Das Fazit des Vormittags war, dass man gemeinsam und nur gemeinsam den Frieden sichern könne und dass die Konferenz zu mehr Verständnis führen sollte. Es sei gut, dass diese Konferenz stattfinde.
Der Nachmittag bestand aus vier Gesprächsrunden zu den Themen „Herausforderungen in der heutigen Welt“, „Einfluss von falschen Interpretationen religiöser Texte auf den Weltfrieden“, „Armut und Krankheit zwischen Entbehrung und Ausbeutung und der Einfluss auf den Weltfrieden“ und „Kultur des Friedens in Religionen: Realität und Hoffnung“.
Teilnehmer waren unter anderen Amr Moussa, der ehemalige Generalsekretär der Arabischen Liga, der chaldäische Patriarch S.S. Louis Sako, Kardinal John Onaiyekan, Erzbischof von Abuja und Mgr. Paul Matar, maronitischer Erzbischof von Beirut.
Man war sich einig, dass man mehr machen müsse, um Armut zu bekämpfen, weil Benachteiligte einfach zu manipulieren seien und leichter hassen lernten, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.
Man bedauerte auch, dass die Presse zu wenig Notiz von dieser hochkarätig besetzten Konferenz nehmen würde. Dabei sei es doch gut, dass man sich gegenseitig hören könne und miteinander ins Gespräch käme. Amr Moussa bedauerte auch die Heuchelei vieler Politiker, die auf der einen Seite die Terroristen bekämpften – auf der anderen Seite aber auch Geschäfte mit ihnen machten.
Kardinal Onaiyekan betonte, dass man nie aufgeben dürfe, an den Frieden zu glauben. Dummerweise würde man gerne Kriegsherren verherrlichen und viel zu wenig Menschen des Friedens. Die beiden Weltreligionen Christentum und Islam seien aufgefordert, gemeinsam für den Frieden zu arbeiten.
Mein persönliches Fazit: es ist gut, dass diese Konferenz stattfindet. Es ist gut, dass diverse Persönlichkeiten zu Wort kamen und dass man sich gegenseitig zugehört hat. Vor einigen Jahren wäre das so nicht möglich gewesen. Es ist deshalb auch gut, dass Al Azhar als eine der führenden islamischen Institutionen zu dieser Konferenz eingeladen hat und dass viele der Einladung gefolgt sind.
Am Format kann man sicher noch arbeiten, so wäre es schöner, wenn man in Workshops miteinander ins Gespräch über verschiedene Themen kommen würde.
Von Nadim K. Ammann, Diözesanstelle Weltkirche – Weltmission, Generalvikariat Köln