Die Lage in der Zentralafrikanischen Republik, in der Basse-Kotto, in Mobaye, ändert sich nicht. Die Fronten bleiben verhärtet. Und die Herzen auch.
Die Séléka-Rebellen und die sogenannten Anti-Balaka-Kämpfer stehen sich hasserfüllt gegenüber. Das eine Dorf wird von den Anti-Balakas kontrolliert, der Nachbarort von den Sélékas. Immer wieder gewalttätige Zusammenstöße, Verletzte und Tote.
Die meisten Dörfer unserer großen Pfarrei, die Außenstationen, sind menschenleer, 90 Prozent der Bevölkerung hat sich in den Kongo geflüchtet. Mafunga, Libanga, Mbissoula, Damba … sind niedergebrannt, zumeist von den Séléka-Rebellen. Das ist oft ein Racheakt, wenn die Anti-Balakas angegriffen und sich dann wieder in den Wald zurückgezogen haben.
Père Christ und ich haben begonnen, regelmäßig in „unser“ Mobaye überzusetzen, nach dem Rechten zu schauen, uns vor Ort über die Lage zu informieren.
Da während des vergangenen Monats niemand mehr in der Pfarrei war, haben die ersten Einbrüche nicht lange auf sich warten lassen. Aber das Meiste und das materiell Wertvolle haben wir vorher retten können. Und Bücher interessieren die Rebellen nicht.
Die Stadt ist ruhig. Zu ruhig, wie ich finde. Bewaffnete Séléka-Rebellen allgegenwärtig, ebenso die Blauhelm-Soldaten aus Mauretanien. Ihr Mandat lautet, Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu verhindern. Aber allein die Tatsache, dass ein Großteil der Bevölkerung geflohen ist, legt den Verdacht nahe, dass ihre Mission gescheitert ist. Gescheitert aufgrund ihrer Passivität und Parteilichkeit. Die Vereinten Nationen versagen in diesem vergessenen Land im Herzen Afrikas.
Und doch: ganz langsam kehren Menschen vereinzelt wieder zurück. In der Sonntagsmesse vor zwei Tagen waren mehr Gläubige dabei als noch am Sonntag zuvor. Ist das so, weil die Sicherheitslage besser geworden wäre? Keinesfalls: Hunger und Krankheiten in den provisorischen Hütten auf kongolesischer Seite zwingen die ersten Familien dazu, wieder zurückzugehen. Beten wir, dass das alles irgendwie gut ausgeht.
Und so pendele ich jetzt zwischen den Welten, zwischen unserer Pfarrei Mobaye in der Zentralafrikanischen Republik und unseren Flüchtlingen im Kongo. Ein Gefühl der Ohnmacht macht sich breit. Ganz stark.
Von Pater Olaf Derenthal
Olaf Derenthal, Spiritaner, Missionar und Krankenpfleger, lebt und arbeitet seit Oktober 2016 in der Zentralafrikanischen Republik. Mit zwei Mitbrüdern begleitet er die junge Kirche in der Pfarrei Mobaye und arbeitet als Koordinator für Gesundheitsprojekte der Diözese Alindao. Wegen zunehmender Konflikte zwischen den Rebellen dort ist er mit seinen Mitbrüdern vorübergehend in den benachbarten Kongo geflohen. Hier finden Sie Auszüge aus seinem Blog.