Auf Initiative des Priesteramtskandidaten Zlatko Brauchler S.J. haben 15 katholische Jugendliche aus Zagreb Serbiens Hauptstadt Belgrad besucht. Studenten aus verschiedenen Teilen Kroatiens, die ihr Studium in Zagreb absolvieren, verbrachten zusammen mit ihrem jesuitischen Leiter Brauchler drei Tage in Belgrad und Umgebung. Freundlichkeit und Offenheit des Belgrader Erzbischofs Stanislav Hočevar SDB kennzeichneten von Beginn an diesen Besuch.
Am Freitag nahmen die Jugendlichen aus Zagreb am Maria-Hilf-Fest teil und dienten im Pontifikalamt in der Belgrader Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria. Erzbischof Hočevar drückte gleich zu Beginn des Pontifikalamts seine Freude und Dankbarkeit für den Besuch der Gruppe kroatischer Jugendlicher in Belgrad aus, die gekommen waren im Zeichen der Versöhnung und des Dialogs. In seiner Begrüßung bezeichnete Erzbischof Hočevar den Besuch als „prophetisches Zeichen“ nach 24 Jahren Kriegsende zwischen Kroatien und Serbien. Er dankte dem jungen Jesuiten Brauchler für seinen Einsatz in der Versöhnung zwischen Kroaten und Serben, aber auch für sein ökumenisches Engagement zwischen katholischer und orthodoxer Kirche auf dem Balkan.
Nach der feierlichen Zeremonie, an der zwei Priester aus den USA teilnahmen, erinnerte der Erzbischof von Belgrad daran, dass die Renovierung der Kathedrale und der gesamten Infrastruktur sowie des dortigen „Marianum“ begonnen habe. Im Anschluss an das Pontifikalamt folgte eine ökumenische Begegnung im Pastoralzentrum der Erzdiözese von Belgrad.
Am Samstag besuchte die katholische Jugendgruppe zusammen mit ihrem Leiter Brauchler den Kalemegdan in Belgrad, wo sie an der orthodoxen Liturgie in der Kirche „Ružica“, der ältesten Kirche in Belgrad, teilnahmen. Im Anschluss der Liturgie empfing der orthodoxe Priester und Professor für Liturgie an der Theologischen-Orthodoxen Fakultät Belgrads, Vladimir Vukašinović, die Jugendlichen im Kloster: Dort diskutierten sie über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ost und West sowie über die Ökumene, die zur Schaffung eines Dialogs und zur Schaffung von Brücken zwischen Toleranz und Vergebung erforderlich sind. Es war ein sehr angenehmes Gespräch in einer freundlichen Atmosphäre mit brüderlicher Gastfreundschaft. Herr Gavrilo Grban, Vertreter des Amtes für Beziehungen zu Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften, war aus dem Ministerium ebenfalls zu der Begegnung gekommen.
Die Stadtbesichtigung unter der Leitung von Dusan Vukovic, Student der Theologischen- Orthodoxen Fakultät in Belgrad, stand ganz im Zeichen des ökumenischen Dialoges. Nach dem Kalemegdan besuchten die kroatischen Jugendlichen andere berühmte und für die serbisch- orthodoxe Kirche wichtige Orte sowie den „Saborni hram“ im Zentrum von Belgrad und den Sitz des serbisch-orthodoxen Patriarchen. Am Nachmittag besuchten die Jugendlichen unter der Leitung ihres Jesuiten Brauchlers die Stadt Pancevo, 20 Kilometer nördlich von Belgrad gelegen. In Pancevo empfing sie Pfarrer Robert Pastyk, ein aus Ungarn stammender Priester, und feierte eine Messe in der örtlichen Pfarrkirche des Hl. Karl Borromäus. Im anschließenden Gespräch mit Pfarrer Pastyk bekamen die kroatischen Jugendlichen Einblicke in die ethnische Situation in Pancevo und Umgebung. In Pancevo und Umgebung, dem sogenannten Banat, in welchem bis zum Zweiten Weltkrieg sehr viele Deutsche angesiedelt waren, leben heute sehr viele ethnische Minderheiten. Katholiken im Banat, wie auch im übrigen Serbien, stellen eine Minderheit dar. Trotz konfessioneller und ethnischer Unterschiede betont Pastyk, sei das alltägliche Zusammenleben gekennzeichnet von Respekt, Toleranz und gegenseitigem brüderlichen Dialog.
Am Sonntagmorgen empfing Erzbischof Hočevar SDB die kroatischen Jugendlichen zusammen mit ihrem Leiter Brauchler im Bischofshaus. In der Bischofskapelle feierte Erzbischof Hočevar zusammen mit der Gruppe aus Zagreb die Heilige Messe. Beim Frühstück mit dem Erzbischof teilten die Jugendlichen mit ihm ihre Eindrücke der vergangenen drei Tage, hatten aber auch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Zlatko Brauchler S.J. betonte in seiner Dankesrede an den Erzbischof, den Dialog zwischen katholischer und serbisch-orthodoxer Kirche sowie die Versöhnung zwischen Kroaten und Serben unermüdlich im Geist des Evangeliums fortzuführen, um Jesu Wunsch „ut unum sint“ (John 17,11) zu erfüllen. Erzbischof Hočevar dankte den Jugendlichen für ihren Besuch in Belgrad und betonte das Engagement für Toleranz und den Einsatz für einen brüderlichen Dialog der Versöhnung auf dem Balkan. In seiner Dankesrede dankte der dem Jesuiten Brauchler, der mit seiner Initiative eine Brücke zwischen Zagreb und Belgrad begonnen hat. Der Sekretär des Apostolischen Nuntius in der Republik Serbien, Mons. Filippo Colnago, begrüßte im Anschluss die kroatischen Jugendlichen und dankte Brauchler für sein Engagement.
Dieser inhaltsreiche und interessante Ausflug zielte auf viel mehr als nur eine geografische und erlebnisreiche Erfahrung ab. Es ist ein Schritt in Richtung einer neuen, christlichen Sichtweise, die Vergebung zwischen zwei Völkern erbittet und zur Vergebung aufruft. Abschließend ist dieser Besuch auch ein Appell an einen unermüdlichen ökumenischen Dialog mit der Orthodoxen Kirche, einer Versöhnung zwischen Kroaten und Serben aber auch Unterstützung und Solidarität mit der in Serbien lebenden katholischen Minderheit.
Von Zlatko Brauchler S.J.
Der Jesuit Zlatko Brauchler stammt gebürtig aus der Diözese Speyer und ist Mitglied der kroatischen Provinz der Gesellschaft Jesu.