Ausgekundschaftet

Letztes Gruppenbild der Kundschafter des Bistums Speyer. © Bistum Speyer

Der Abschlussbericht der Kundschafterreise des Bistums Speyer auf den Philippinen von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann.

Nach unserer späten Ankunft in Maryhill und einer kurzen Nacht können wir am Morgen die wunderbare Natur und die Lage des Hauses bei Tageslicht bestaunen. Von der Terrasse des Pastoralinstituts aus eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick auf Metro Manila, auf den ganzen Großraum der Hauptstadt mit seinen 12 Millionen Einwohnern.

Blick über den Garten von Maryhill auf Metro Manila © Bistum Speyer

In der Chapel of Our Lady of Grace feiern wir die letzte Eucharistie unserer zweiwöchigen Kundschafterreise. Es ist ein bewegender Augenblick, und es fließen auch einige Tränen, denn diese Feier bedeutet gleichzeitig den Abschied von Father Mark: Er kann uns nicht mehr bis zum Flughafen begleiten, weil er sich – mit seinen 83 Jahren unglaublich agil – schon wieder auf den nächsten Einsatz im Norden von Luzon vorbereiten muss.

In seiner kurzen Ansprache geht er auf das Tagesevangelium aus dem Lukasevangelium ein: Jesus nimmt ein Kind in seine Mitte und umarmt es, wie es in der englischen Übersetzung heißt. Dabei sagt er: Wer ein solches Kind aufnimmt, der nimmt mich auf. Sofort werden unzählige Begegnungen mit den Kindern in den Basisgemeinden wach, die wir erleben durften: Ihre wachen Augen, ihr tiefes Vertrauen, ihre unglaubliche Freude über unsere Zuwendung.

Abschiedsgeschenk für Father Mark © Bistum Speyer

Was wurde uns in den Tagen gegeben?

Father Mark stellt uns zwei Fragen, über die wir uns im Anschluss austauschen: Was wurde uns in diesen Tagen gegeben, das wir aufnehmen durften? Und wie haben wir darin Jesus empfangen? Aus den Äußerungen wird die große Dankbarkeit für all das deutlich, was die tief gläubige philippinische Kirche uns mit ihren so offenen und gastfreundlichen Menschen gegeben hat. Im Teilen des Wortes Gottes und in den Begegnungen mit diesen Menschen ist uns Christus nahegekommen.

Am Ende des Gottesdienstes überrascht uns Estela mit einer Bildershow, die viele Situationen aus den vergangenen Tagen noch einmal in Erinnerung ruft und den Prozess anschaulich darstellt, wie wir immer mehr zu einer Gemeinschaft zusammengefunden haben. Estela hat sogar liebevoll ein kleines Geschenk für alle vorbereitet: Ein kleines Modellauto, ein philippinischer Jeepney – so, wie sie überall auf den Philippinen die Menschen bewegen, und uns auch. Diese Tage, so sind wir sicher, haben uns weitergebracht und verändert, und wir kehren anders heim als wir gekommen sind.

© Bistum Speyer

Ich bedanke mich im Namen der ganzen Gruppe bei Father Mark und Estela für die großartige Begleitung und den Rundum-Einsatz für uns. Es war vor allem ihre persönliche, so authentische, mitreißende und überzeugende Art, die uns tief gerührt hat.

Wahrhaft gesegnet

Am Ende des Gottesdienstes gibt es noch ein Wiedersehen mit Jojit, jenem Mitarbeiter des Pastoralinstituts Bukal ng Tipan, der ja schon im Oktober bei der Missio-Eröffnung in Speyer war, und der uns bereits durch die Seminartage in Maryshore begleitet hat. Er übt mit uns einen Segenstanz nach einer israelischen Melodie ein. Darin können wir zum Ausdruck bringen, wie viel Segen wir empfangen haben, und dass wir ihn einander und auch an die Daheimgebliebenen weitergeben. In diesen Tagen durften wir uns wahrhaft als Gesegnete erfahren. Zum Abschluss singen wir für Father Mark und Jojit in der Empfangshalle von Maryhill unseren Segenswunsch: „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand…“

Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau der immerwährenden Hilfe von Baclaran © Bistum Speyer

Dann geht es in die bereitstehenden Vans zur Wallfahrtskirche von Baclaran, die Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe geweiht ist und von Redemptoristen betreut wird. Einen dieser Patres kennen wir schon: Father Amado ist uns aus der bewegenden Geschichte der Basisgemeinschaft (BEC) von San Fernando bekannt, die uns in den ersten Tagen berichtet wurde. Pater Amado war in San Fernando der führende Kopf, der diese Basisgemeinschaft zusammengeführt hat. Heute leitet er für die philippinische Bischofskonferenz die nationale Kommission für die BECs.

Proteste gegen Präsident Duterte

Darüber hinaus engagiert er sich für die Protestaktionen gegen das durch Präsident Duterte legitimierte Töten von Menschen im Zusammenhang mit dessen Kampf gegen die Drogen. Die philippinischen Bischöfe haben vor kurzem einen Hirtenbrief geschrieben, in dem sie sich deutlich gegen das Morden aussprechen und vor einigen Tagen hat es eine von der Kirche organisierte Großdemonstration diesbezüglich gegeben. Die Familien der Opfer dieser Tötungsakte werden auch von der Wallfahrtskirche von Baclaran unterstützt, mit den Einnahmen aus Kerzenopfern betreibt die Wallfahrtskirche auch noch viele andere soziale Projekte.

Gespräch mit Father Amado Picardal CSsR © Bistum Speyer

Das Gespräch mit Father Amado beeindruckt uns sehr und schließt einen großen Bogen über unsere Tage, in denen wir die kirchlichen Basisgemeinschaften erlebt haben, wie sie aus dem Wort Gottes ihre spirituelle Kraft ziehen, um sich auch sozial und politisch einzumischen und, soweit es ihnen möglich ist, ihre Welt im Kleinen wie im Großen zu verändern.

Mit einem reichen Erfahrungsschatz zurück in Deutschland

Anschließend zeigt uns Estela noch ein Geschäft mit traditionellen philippinischen Erzeugnissen, so dass wir noch kleine Geschenke für zuhause einkaufen können. Nach einer kleinen Stärkung fahren wir weiter zum Flughafen. Dort verabschieden wir uns auf bewegende Weise von Estela, der wir auch unseren irischen Segenswunsch mitgeben. Dann geht es über Hongkong die ganze, um sieben Stunden verlängerte Nacht hindurch nach Frankfurt, wo wir pünktlich gegen sechs Uhr morgens landen.

Nachdem wir alle unsere Gepäckstücke wiedererhalten haben, stellen wir uns noch einmal mitten in der belebten Halle der Gepäckausgabe im Kreis auf und stimmen noch einmal das Lied an: „Möge die Straße uns zusammenführen“. Das erregt zu dieser frühen Morgenstunde durchaus die Aufmerksamkeit derjenigen aus aller Welt, die an den Bändern stehen, um auf ihr Gepäck zu warten. Wir sind sicher, dass wir etwas erfahren haben, von dem es lohnt, dass wir es in unsere Diözese weitergeben.

Von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

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