„Re rekere, ki rekere, u rekere“

Die Mitglieder der unterschiedlichen Gemeinden bereiteten sich auf die Osterfeierlichkeiten vor. © Bistum Speyer

Diese Worte auf Xhosa von Bischof Michael Wüstenberg begleiteten uns durch den Tag. Sie bedeuten „Ich bin Kirche, Du bist Kirche, Wir sind Kirche“. Eine Kirche, die von dem Mitwirken aller Glieder lebt, haben wir heute in einem Workshop mit Mitgliedern aus sieben verschiedenen Gemeinden erlebt.

Nach einer einstündigen Fahrt über Schotterpisten kamen wir zu einer ehemaligen Missionsstation. Dort lebten bis vor fünf Jahren mehrere Priester und Schwestern. Das große Gebäude umfasst neben einer Kirche, Wohnungen für Priester und Schwestern einen Versammlungsraum, in dem sich einmal die Schule der Missionsstation befand. Infolge des Rückgangs der Zahl der Priester und Schwestern erwies sich das Gebäude als zu entlegen und wurde verlassen. Heute findet dort nur noch einmal pro Woche eine Wort-Gottes-Feier und einmal im Monat eine heilige Messe statt; gelegentlich gibt es dort noch Versammlungen wie die heutige.

Die große Anlage umfasst eine Kirche, Wohnungen für Priester und Schwestern und einen Versammlungsraum, in dem sich einmal die Schule der Missionsstation befand. © Bistum Speyer

Zweck des Treffens war eine Vorbereitung der „Leader“ (irgendwie ein schönerer Begriff als Laien) auf die Feier der heiligen Woche. Wegen der großen Entfernungen und der begrenzten Zahl der Priester müssen viele Gemeinschaften die Feste der Heiligen Tage selbst gestalten. Das Treffen, für das die etwa 40 Leader – etwa ein Drittel Männer, zwei Drittel Frauen – in Ermangelung von Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln oft viele Kilometer zu Fuß zurücklegten, fand wohlgemerkt an einem Arbeitstag von 10 bis 15 Uhr statt. Dies ist möglich, weil sich einige Teilnehmer frei genommen haben, einige sind Pensionäre, aber viele haben schlicht keine Beschäftigung.

Bei dem Treffen waren auch Senioren dabei, aber auch Menschen ohne Arbeit. © Bistum Speyer

In dem Workshop wurde mit verschiedenen Methoden wie Gruppenarbeit, Präsentationen von Gruppensprechern, kurzen Unterweisungen durch Father Nku und vor allem durch praktische Übungen die Feier der Liturgie am Palmsonntag, Gründonnerstag und Karfreitag erläutert und geübt. Dazu konnte auf ein aus unserer Sicht sehr gelungenes Konzept zurückgegriffen werden, das in leicht zugänglicher und konzentrierter Form die Liturgie erläuterte.

Wichtig war Father Nku ein lebendiger Vortrag der Texte und Zeremonien, damit klar werde, dass die Worte Jesu eine noch heute gültige Botschaft enthalten. Es wurde für uns sehr deutlich, dass die Leader selbstbewusst und engagiert ihre Aufgaben übernehmen; sie waren mit ihrem Priester auf Augenhöhe und wir erlebten sie als im wahrsten Sinne des Wortes „ermächtigt“.

Auch eine Fußwaschung wurde „erprobt“. © Bistum Speyer

Morgen stehen bei uns der Besuch eines Altersheims sowie einer Kleinen Christlichen Gemeinschaft auf dem Programm. Es folgt der Blogeintrag des anderen Teils unserer Gruppe, der sich in Sterkspruit aufhält.

Von den Kundschaftern aus den Pfarreien hl. Theresia von Avila, Neustadt, und hl. Elisabeth, Grünstadt Alexandria Pfeifer, Bernd Wolf, Freddy Müller, Wolfgang Appel

 

We are the eyes of the church – Beitrag der Kundschafter bei Sterkspruit

„We are the eyes of the church“ – „Wir sind die Augen der Kirche“. Den ganzen Tag haben wir über diesen Satz nachgedacht und gesprochen, den wir heute beim Besuch in einer Kleinen Christlichen Gemeinschaft (SCC – Small Christian Community) von einer „Leaderin“ gehört haben. Was sie damit meinte wurde uns beim Bibelgespräch deutlich. Doch zunächst zum Anfang des Tages:

Nach der Messe mit der Priestergemeinschaft und dem Frühstück machten wir uns mit Pfr. William und Pfr. Immanuel auf den Weg zu zwei Kleinen Christlichen Gemeinschaften in entlegene Dörfer in den Bergen nördlich von Sterkspruit.

Kleine Christliche Gemeinschaft in den Bergen nördlich von Sterkspruit. Die Frauen reden dort selbstbestimmt mit. © Bistum Speyer

Der Weg dorthin war zwar nicht ganz so abenteuerlich wie gestern, aber für wenige Kilometer brauchten wir wegen der schlechten Straßen eine gefühlte Ewigkeit. Dort angekommen wurden wir durch den Gesang der Frauen lautstark und begeistert begrüßt. Immer mehr Menschen fanden sich ein, und so füllte sich das einfache Haus der Gastgeber. Die Gemeinschaft traf sich wie jede Woche zum Bibelteilen, wobei die Frauen selbstbewusst das Gespräch bestimmten, während die wenigen Männer nur zuhörten.

Besonders beeindruckt hat uns der Satz einer Frau: „We are the eyes of the church“, den bereits  Bischof Wüstenberg bei einem Gespräch mit uns zum Ausdruck gebracht hatte. Darin liegt wohl der Kern der SCC: sich nicht mit der eigenen Gemeinschaft zu begnügen, sondern Sauerteig zu sein für die Menschen in ihrem Umfeld. Deshalb war es für die Gemeinschaft auch ganz wichtig, konkrete Schritte bis zum nächsten Treffen umzusetzen, für Hilfsbedürftige da zu sein und Versöhnung zu leben, wo Streit herrscht.

In der Kleinen Christlichen Gemeinschaft versammelten sich auch viele Kinder, die mitsangen, -tanzten und -lachten. © Bistum Speyer

Am Nachmittag besuchten wir dann noch eine zweite SCC, in der wir besonders von der Vielfalt  beeindruckt waren: Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, die sich miteinander um das Evangelium vom vergangenen Sonntag versammelten. Groß war die Freude, als wir mit den Kindern beim Verabschieden noch zwei deutsche Lieder gesungen haben. Ganz schnell gesellten sich Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft hinzu, die sich am Gesang mit Bewegungen beteiligten. Bewegt von der Gastfreundlichkeit der beiden SCC traten wir am Abend den Heimweg an, und nahmen das Lachen der Kinder in unseren Gedanken mit.

Von Gisela Rödel und Artur Kessler, Kundschafter des Bistums Speyer in Südafrika

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