NGOs kommen zurück nach Mobaye

Beim Bau neuer Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen ist schwere Handarbeit gefragt. © Olaf Derenthal

Die militärisch-politische Lage in Mobaye entspannt sich weiter. Das hilft und ermöglicht Planungen für die Zukunft. Zum Beispiel den Bau einer neuen Entbindungsstation. Vor einigen Wochen schon ist das Kontingent der Blauhelm-Soldaten komplett ausgewechselt worden. Die Truppe aus Mauretanien hat die Stadt verlassen, ein Bataillon aus Gabun hat sie ersetzt. Gott sei Dank. Die Komplizenschaft zwischen mauretanischen Soldaten und Séléka-Milizen war nie ein Geheimnis; bis heute tragen einige Rebellen Uniformen der „Soldaten der Friedensmission“ aus dem westafrikanischen Land.

Herstellung von Ziegelsteinen. © Olaf Derenthal

Auch ein Teil der Séléka-Truppe hat die Stadt verlassen und ist durch Waffenbrüder derselben Fraktion UPC ersetzt worden. Ihre Straßensperren haben sie mittlerweile größtenteils geräumt, Wegzoll erheben sie kaum noch, allerdings sprechen sie weiter „Recht“ in der Stadt, will heißen, sie verurteilen in Absprache mit den staatlichen Autoritäten Täter von Kleindelikten, stecken sie in ihre Dunkelkammer und kassieren die Strafen. Nur reicht das nicht aus, um vierzig bis fünfzig junge Männer mit Lebensmitteln, Zigaretten und Ausrüstung zu versorgen. Woher bekommen sie ihre Rationen? Vorher haben sie hemmungslos geraubt und gestohlen, jetzt nicht mehr. Wie bestreiten sie ihren Unterhalt?

Ihr oberster Befehlshaber, Ali Darassa, ist vor einigen Monaten zum Regierungsberater ernannt worden. Hinter vorgehaltener Hand heißt es seitdem, dass die Regierung sie bezahle, damit sie stillhalten.

Bauarbeiter in Mobaye. © Olaf Derenthal

Die Gegenmilizen, die sogenannten Anti-Balakas, haben an Macht und Einfluss verloren. Ihre Militärbasis besteht zwar noch weiterhin in unserer Stadt, aber politische Ziele verfolgen die Gegenrebellen längst nicht mehr. Die meisten von ihnen haben ihre zusammengebastelten Gewehre mittlerweile im Haus versteckt und gehen auf ihren Feldern arbeiten. Das ist gut so. Aber ein kleiner Teil bleibt Rebell, das heißt wird Bandit und Dieb.

Diese relative Ruhe in und um Mobaye hat zur Folge, dass nun wieder, wenn auch zaghaft, mehrere Nicht-Regierungs-Organisationen den Weg nach Mobaye finden. Eine kleine „Maschinerie der humanitären Hilfe“ scheint langsam anzulaufen, mit all ihren guten Seiten für die notleidende Bevölkerung – aber auch mit viel Chaos, Konkurrenz und Korruption.

Jungen unterstützen die Bauarbeiten rund um Grund- und Realschule. © Olaf Derenthal

Bauarbeiten gehen weiter

Unterdessen gehen die Arbeiten an unseren kleinen und großen Baustellen weiter, und das meine ich jetzt nicht im übertragenen, sondern im ganz konkreten Sinn.

In Zangba baut die Diözese neben dem bestehenden kleinen „Buschkrankenhaus“ eine neue Entbindungsstation mit zusätzlichem Schwerpunkt in Kinderheilkunde. Als CODIS (Koordinator für die Gesundheitsprojekte im Bistum Alindao) darf ich das ganze Vorhaben federführend begleiten.

Fleißige Helfer. © Olaf Derenthal

Das Gelände für unsere zukünftige berufsbildende Realschule in Mobaye nimmt ebenfalls Form an. Aber die Arbeit ist ohne Maschinen ungeheuer beschwerlich: Das Ausheben der Wurzeln der gefällten Bäume und vor allem der Bambussträucher zieht sich schon über Wochen hin. Aber unsere Arbeiter sind weiter motiviert.

Zudem haben wir begonnen, um unsere Grundschule „Antoine Maanicus“ herum eine Einfassung zu errichten. Dazu verwenden wir das Holz und die Bambuspflanzen des oben erwähnten Geländes, so haben wir keine zusätzlichen Materialkosten.

Ebenfalls haben wir begonnen, einige Pfarrräume, die vormittags auch als Schulklassen dienen, zu renovieren. Mehrere Jahre ohne Instandsetzungsarbeiten haben das Gebäude ein bisschen arg herunterkommen lassen. Ein Teil Eurer Spendengelder fließt in diese Renovierung.

All unsere Baustellen sind natürlich erst einmal ganz konkret und praktisch ausgerichtet. Man kann sie aber auch als Symbole sehen, als Zeichen dafür, dass da Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist, Optimismus, dass die Welt besser sein könnte als sie ist, und dass sie es eines Tages sein wird. Auch in der Zentralafrikanischen Republik.

 Von Pater Olaf Derenthal

Olaf Derenthal, Spiritaner, Missionar und Krankenpfleger, lebt und arbeitet seit Oktober 2016 in der Zentralafrikanischen Republik. Mit zwei Mitbrüdern begleitet er die junge Kirche in der Pfarrei Mobaye und arbeitet als Koordinator für Gesundheitsprojekte der Diözese Alindao. Wegen zunehmender Konflikte zwischen den Rebellen musste er für mehrere Monate mit seinen Mitbrüdern in den benachbarten Kongo fliehen. Mittlerweile konnten sie aber wieder nach Mobaye zurückkehren. Hier finden Sie Auszüge aus seinem Blog.

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