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Frieden feiern in El Alto

Hermana Andrea auf der Pressekonferenz zum Weltfriedenstag. Foto: OMAK

Wie schon 2020 wurde auch 2021 der Weltfriedenstag im bolivianischen El Alto wieder virtuell begangen. Zumindest geladene Gäste konnten nun aber, im zweiten Jahr seit Beginn der Pandemie, in Präsenz an der Aufzeichnung teilnehmen. An der Einlasskontrolle zum großen Saal des Kulturkommunikationszentrums CCC Chasqui en El Alto mussten sich alle Teilnehmenden registrieren – und auf Fieber testen lassen. Read More

Weltkirche: Universalität, nicht Uniformität

Klartext-Insignie mit Foto von Markus Demele. Bild: Kolping International

Der Machtzuwachs der Kirche von Rom im Laufe der Jahrhunderte ist beispiellos. Aus dem „primus inter pares“ entwickelte sich ein Jurisdiktionsprimat des Papstes mit universalkirchlichem Anspruch. Zeitgleich wuchs die katholische Kirche weltweit in nahezu alle Länder und Kulturen. Jede dieser jungen Ortskirchen speist ihre Legitimität aus der Einheit mit dem Bischof von Rom, ihm geloben alle Bischöfe Gehorsam. Katechismus, Kirchenrecht und Instruktionen wollen sämtliche gemeinschaftsbezogenen sowie persönlichen Aspekte des Glaubenslebens regeln. Doch diese globalen Normierungen des Katholischen werden vor allem in Europa von immer weniger Gläubigen mitgetragen.

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Ein Rundbrief aus Bolivien

Pfarrer Dietmar Krämer, Missionar in Esmoraca (Bolivien)

Pfarrer Dietmar Krämer schreibt über Corona, Kirchenbau und Hundenachwuchs in Esmoraca in den bolivianischen Anden:

Bei uns wurde es zeitweise etwas wärmer, auch wenn kalte Nächte dann kürzlich in den Maisfeldern Schäden angerichtet haben. Regen ist noch weit entfernt und die Felder so sehr trocken.  Wasser wird knapp.

Die Zahl der Corona-Fälle in Tupiza und Villazón sinkt, die Leute werden so aber auch nachlässiger und sorgloser, wie es auch in Deutschland eben ist und war. Im ganzen Pfarrgebiet haben wir erstaunlicherweise aber noch keinen einzigen belegten COVID 19 Fall. Das kann sich aber schnell ändern.  Die Schranken wurden bei uns abgeschafft, man kann jetzt reisen, wie man will. Wir stehen zumindest in der Pfarrei: Gewehr bei Fuß und nehmen die Bedrohung durch den Virus sehr ernst.

In Deutschland klammern sich die Hoffnungen vieler bereits an Impfstoffe, davon können wir hier aber nur träumen. Bolivien gehört eben nicht zu den reichen Ländern.  Und wenn dann was auf den Markt kommt, dürfte es nicht Spitzenqualität sein.

Was ich in meinem Herbstrundbrief vor den Wahlen im November vorhergesehen hatte, ist eingetroffen. Wir haben erneut eine Linksregierung und Evo Morales ist wieder „zu Hause“ in Bolivien, als ob nichts gewesen wäre. Unsere Linksregierungen hier in Lateinamerika haben mit Kirche generell wenig am Hut.  Für sie ist und bleibt Kirche ein Relikt des spanischen Kolonialismus. Für mich ist es hier eine Frage der Zeit, bis Evo wieder Präsident wird, der gewählte ist mehr Marionette.

Schließlich hat uns der Hl. Vater nach langem Warten einen neuen Bischof ernannt, einen studierten Herrn aus Tarija. Er war Direktor des nationalen Priesterseminares in Cochabamba und dann Generalvikar seiner Diözese. In Potosí ist er allerdings ein unbeschriebenes Blatt. Mitte Januar soll er zum Bischof geweiht werden. Wie das in COVID-19 Zeiten funktionieren wird, da bin ich gespannt. Es sickerte schon ‘mal durch, dass ein paar Diözesanpriester in Potosí an COVID-19 erkrankten, es aber überstanden haben, also kein Anreiz, zur Bischofsweihe nach Potosí zu fahren.

Kirchenbau in Zapatera. Bild: Dietmar Krämer
Der entstehende Innenraum der Kapelle in Zapatera. Bild: Dietmar Krämer.

Die Renovierung der Kapelle in Zapatera geht erfolgreich dem Ende entgegen, eine weitere Regenzeit hätte das Dach nicht überlebt. Also, nach dem Motto, wer wagt, kann auch gewinnen, hatte ich meinen Freundeskreis in der Heimat aktiviert, der dann großzügig mitgezogen hat.  Adveniat hat sein Hilfsprogramm völlig umgestellt, hilft also nicht mehr bei Kapellen mit.  Über „Patenschaften“ für beispielsweise eine neue Kirchentüre, Beschallung und Beleuchtung der Kapelle, Fußbodenblatten, Plastikstühle etc., konnte ich aber auch einheimische Sponsoren gewinnen. Man muss sich eben etwas einfallen lassen.

Die im Bau befindliche Front der Kapelle
Hier entsteht die Fassade der Kapelle. Bild: Dietmar Krämer.

Am dritten Adventssonntag soll die Einweihung stattfinden, ein weiteres Kopfzerbrechen in Corona Zeiten. Wegen der „bioseguridad“ werden 2 Gottesdienste mit jeweils nur 30 Gläubigen stattfinden, zudem bei guter Belüftung, Sicherheitsabstand und Maskenpflicht. Die Kinder werden an der frischen Luft draußen auf dem Dorfplatz beschäftigt werden. Für den geselligen Teil übernehmen die Ortsautoritäten mit dem örtlichen Krankenhaus dann die Verantwortung.  Ohne Musik und ein paar „traguitos” ist bei uns ja kein Festle möglich. Wir sind noch ohne COVID 19 und nicht wie in DL Hochinfektionsgebiet.

Entsprechend der „Desobrigentradition” im brasilianischen Urwald, mit einer lockeren Anwendung kirchlicher Bestimmungen, da war ich ja über 10 Jahre, übernehme ich als Hochlandpfarrer außerordentlicher Weise dann die Kapellen- und Altarsegnung. Natürlich alles in Abstimmung mit dem Diözesanadministrator, der aber auch kein Bischof ist. Der neue Bischof wird dann zudem erstmal die großen Pfarreien in der Diözese besuchen, bevor er das kleine Dorf Zapatera am Ende der Diözese Potosí sehen wird. In der Hl. Mission geht es eben nicht ohne eine gewisse Flexibilität. Das hat uns der verstorbene Bischof Dom Henrique Rüth einst in Cruzero do Sul gelehrt. Er sagte auch: einmal Missionspfarrer, immer Missionspfarrer.

Bauen in der Mission erfordert auch oft viel Improvisation. In Zapatera ist der Wassertank des Dorfes trocken. Wasser muss so vom nahen Fluss herangekarrt werden.

Wassertransport zur Kapelle
Wassertransport zur Baustelle. Bild: Dietmar Krämer.

Schmuckstück des Pfarrhauses ist der Pfarrgarten, für eine Franziskuspfarrei ein „MUSS“. Der Obergärtner ist der alte Don Miguel, ein pensionierter Chef der „Maestranza“, der mit viel Liebe die Pflänzchen hegt und pflegt Gießen gehört natürlich in der Trockenheit dazu.

Dann hat Tobias, der weiße Husky Siberiano, „unser Wölfle also”, eine junge Lebensgefährtin, eine Wölfin, bekommen, die Bonifacia, auch Bony gerufen. Auch wenn die beiden in einem katholischen Pfarrhaus leben, gibt es dort natürlich ja keinen „Hundezölibat“. Den Zölibat überlassen die beiden mir, da ich dafür ja die entsprechenden „Gnaden” empfangen habe.  Die zukünftigen Welpen sind schon alle vergeben. Ein Husky ist nicht irgendein Vierbeiner, es ist ein Rassehund.

Wie Ihr seht, der Liebe Gott hat mich in Esmoraca an den rechten Platz gestellt.

Von Pfarrer Dietmar Krämer

Dietmar Krämer aus dem Erzbistum Freiburg ist seit mehr als 20 Jahren Priester in der Diözese Potosí in Bolivien. Seit 2008 ist er Pfarrer der Gemeinde „San Fransisco de Asis“ in Esmoraca und Mojinete. Zuvor war er acht Jahre lang Priester in Brasilien. Mehr Beiträge von Dietmar Krämer in unserem Blog finden Sie hier.

Weihnachten: Ein Fest der Hoffnung

Eine weihnachtlich erleuchtete Kirche in Indien

Christen in Indien machen nur etwa 2 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, dennoch ist Weihnachten ein Fest für fast allen Inder*innen geworden. Der Nationalverband Indien, gegründet 1981, ist mit seinen 46.500 Mitgliedern in 3.000 Kolpingsfamilien der mitgliederstärkste Nationalverband nach Deutschland. Kolping steht für neue Perspektiven, für Bildung und Teilhabechancen. In Indien sind etwa über 85 % der Mitglieder weiblich. Wer Kolping beitritt, spürt die Stärke der Gemeinschaft, erhält Selbstbewusstsein und wird befähigt, sich und seiner Familie selbst zu helfen. Dies zeigt sich auch in der Feier des Weihnachtsfestes: In Indien ist Weihnachten das Fest, das auch in einer hoffnungslosen Situation Hoffnung gibt.

Fr. Mari, der Nationaldirektor von Indien, beschreibt, dass Weihnachten in der Vergangenheit meist auf die christliche Kirche beschränkt war. Doch in den letzten Jahren habe sich das Weihnachtsfest im Zuge der wirtschaftlichen Liberalisierung und Globalisierung allmählich kommerzialisiert. Darüber hinaus werden in den letzten Jahren Weihnachtsfeiern organisiert, zu denen die politischen Führer eingeladen werden, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Die Politiker zeigen Interesse an der Teilnahme an dem Mega-Event, da sie diese Gelegenheit zum Wahlkampf nutzen.

Für Fr. Mari überwiegen dennoch die positiven Aspekte der Weihnachtszeit:

Weihnachten ist ein Familienereignis für die Kolpingmitglieder und christlichen Gemeinschaften. Für alle Familienmitglieder werden neue Kleider gekauft, es wird gut gegessen und es gibt ein Feuerwerk. Als Symbol der Verehrung und Dankbarkeit schenken die Familienmitglieder dem Familienoberhaupt eine Zitrone. In Südindien stellen Christen oft brennende Öllampen auf ihre flachen Häuserdächer, um den Nachbarn zu zeigen, dass Jesus das Licht der Welt ist. An Heiligabend wird eine Mitternachtsmesse gefeiert, danach gehen alle singend umher und besuchen die Familie.

Weihnachten ist aber auch die Zeit des Teilens und der Hilfe für die Armen. Die katholischen Pfarreien nutzen diese Gelegenheit, um arme Familien zu unterstützen. Jedes Jahr werden ein oder zwei besonders bedürftige Familien ermittelt und es wird in der Pfarrei für den Bau eines kostengünstigen Hauses gesammelt.   Heiligabend wird es von den Gemeindemitgliedern an die Begünstigten übergeben.

In der Nachfolge des Seligen Adolph Kolping unterstützen die Kolpingsfamilien die armen Familien in ihren Gemeinden, z.B. durch neue Kleider, Lebensmittel, Besuch von Todkranken, finanzielle Hilfen für alte Menschen.

Weihnachten ist auch eine Zeit des interreligiösen Dialogs. Der Kirchenchor besucht gemeinsam mit dem Pfarrer die Häuser aller Religionen, singt Weihnachtslieder und betet mit ihnen. In den meisten Pfarreien wird eine interreligiöse Weihnachtsfeier organisiert, an der alle religiösen Oberhäupter teilnehmen.

Weihnachten bedeutet aber auch kollektives Handeln: An den Straßenrändern werden riesige Weihnachtskrippen aufgestellt, die eine Attraktion für Viele sind. Menschen aller Glaubensrichtungen sind beteiligt, in dem sie Geld sammeln und die Krippen mit bauen.

Und natürlich ist Weihnachten ein Tag des Spaßes und des Jubels: ein lang ersehntes Ereignis für die Kolpingmitglieder, der dazu da ist, Geschenke auszutauschen und gemeinsam ans Meer zu fahren.

Von Sigrid Stapel

Sigrid Stapel ist Referentin für entwicklungspolitische Bildungsarbeit & Kampagnen bei Kolping International.

Allerheiligen in Bolivien

Mesa de Kanchakus - Allerseelen in Bolivien. Foto: Kolping Bolivien

Das Fest Allerheiligen spielt im Leben der Bolivianer und natürlich der dortigen Kolpingmitglieder eine besondere Rolle. Schon unter verschiedenen indigenen Völkern Boliviens war vor der Ankunft der Spanier der Totenkult ein tief verwurzelter Brauch. Mit der Ankunft der spanischen Konquistadoren wurde diese Feier mit dem Fest Allerheiligen zusammengelegt.

Schon Tage vorher werden vor allem im andinen Hochland kleine Brote aus Weizen- und Maismehl, Maiskekse und t’antawaways (Figuren aus Teig in Form von Vögeln, geometrischen Mustern und Menschen, die die Verstorbenen symbolisieren), gebacken.

Mitglieder der Kolpingsfamilien können in Ausbildungskursen die Zubereitung dieser typischen Backwaren lernen und haben so die Möglichkeit, ein zusätzliches wirtschaftliches Einkommen für die Familie zu erwirtschaften, in dem sie diese verkaufen. Das süße Brot wird verschenkt und den Verstorbenen aufs Grab gebracht. Davon profitieren besonders Kinder und arme Menschen, die sich die Süßigkeiten sonst nicht leisten können.

Das Fest beginnt mit der Vorbereitung eines Tischaltares, der in Form von Stufen aufgebaut wird. Das soll den Weg darstellen, auf dem der Geist kommt und geht. Der Tisch ist reich gedeckt mit Blumen, süßem Brot, Getränken, und den Lieblingsspeisen der Verstorbenen, deren Foto in der Mitte des Tisches steht.

Tischaltar in Bolivien. Bild: Kolping Bolivien

mesa de kanchaakus en todos santos
Tischaltar in Bolivien. Bild: Kolping Bolivien

So wartet man festlich gekleidet zu Mitternacht des 1. Novembers, wenn nach der Tradition die Seelen der Toten in ihre ewige Heimat zurückzukehren, auf die Seele des zuletzt Verstorbenen der Familie. Zu „normalen“ Zeiten (ohne Corona), empfangen die Familien Dutzende oder sogar Hunderte von Besuchern vor ihrer Tür. Sie werden eingeladen, Chicha oder Likör mit Früchten zu trinken und zu essen. Es werden Gebete gesprochen und Lieder zum Gedenken an die Verstorbenen gesungen. Alles, was auf dem Tisch liegt, wird mit den Gästen geteilt. Die Toten, so glaubt man, kommen aktiv vom Himmel auf die Erde und nehmen am Fest inmitten der Familie teil, wo sie bis zum nächsten Tag bleiben. Indem man die Toten mit ihren Lieblingsspeisen milde stimmt, erwartet man im Gegenzug, dass sie sich für die Lebenden einsetzen, in dem sie z.B. für genügend Regen sorgen.

Zwischen den Mahlzeiten gehen die Familien auf den Friedhof und richten die Gräber. Am Abend des 1. Novembers feiert man auf dem Friedhof bei den Familiengräbern. Dabei teilt die Familie chicha und andere alkoholische Getränke mit den Verstorbenen, indem jeweils, bevor man selber trinkt, ein Schluck auf die Erde und aufs Grab geschüttet werden.

Die Kolpingmitglieder gedenken zu Allerheiligen natürlich besonders auch Adolph Kolping. Sie versammeln sich im Gebet und feiern die Eucharistie zu seinem Gedenken. Dabei wird besonders um seine Heiligsprechung gebetet.

Die Kolpingsfamilien sind als Selbsthilfegruppen organisiert und starten immer wieder Projekte, um die Probleme in ihrem sozialen Umfeld zu lösen. Dazu gehören vor allem Einkommen schaffende Maßnahmen, die es den Kolpingmitgliedern und ihren Familien ermöglichen, der Armut zu entkommen.

Dieses Jahr ist Allerheiligen geprägt von der Corona Pandemie, die in Bolivien viele Todesopfer, auch in den Kolpingsfamilien, gefordert hat. Helfen konnte Kolping Bolivien durch die Verteilung von Essenskörben an besonders Bedürftige, die aus dem Kolping Corona Fond von Kolping International finanziert wurden.

Eine große Hilfe für die Bevölkerung sind besonders in der jetzigen Situation die Gesundheitszentren und Hospitäler des Kolpingwerkes Bolivien, die qualitativ hochwertige Dienstleistungen für materiell arme Menschen anbieten. Aus dem Corona Fond wurde auch Schutzkleidung für diese Einrichtungen finanziert.

Von Sigrid Stapel

Sigrid Stapel ist Referentin für entwicklungspolitische Bildungsarbeit & Kampagnen bei Kolping International.

Alles anders

In diesem Jahr ist alles anders. Sicher ist aber, dass unsere Projektpartner aus Westafrika, der diesjährigen Beispielregion im Monat der Weltmission­, für etwas stehen, das von großer Bedeutung ist: als Vertreter der katholischen Kirche tragen sie zum Frieden und zur Stabilität in ihrer Heimat bei. Sie stehen für die Würde der Menschen dort ein und tun alles dafür, die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu fördern.

Ich bin dankbar dafür, dass Missio München seinen Partnern in Afrika, Asien und Ozeanien auch im Ausnahmezustand der Corona-Pandemie beistehen konnte. Das verdanken wir der großzügigen Hilfe unserer Unterstützerinnen und Unterstützer hier in Deutschland, die trotz eigener Unsicherheit das globale Netzwerk der katholischen Kirche tragfähig gehalten haben. Das ist bitter nötig: In den Ländern unserer Projektpartner haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Ärmsten schwer getroffen.

Wolfgang Huber, Präsident von Missio München.
Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von Missio München. Foto: Missio München

„Selig, die Frieden stiften“ (Mt 5,9), so lautet das Bibelwort zum Monat der Weltmission2020. Das gilt in der Region Westafrika ganz besonders: Schon vor der Pandemie gehörten islamistische Anschläge dort zum Alltag. Die Auswirkungen der Corona-Krise verstärken Spannungen und Gewalt zusätzlich. Darum ist es wichtig, dass die Aktion zum Monat der Weltmission 2020 ein Zeichen für Solidarität und Zusammenhalt weltweit setzt.

Wir freuen uns, den Sonntag der Weltmission 2020 mit Bischof Stefan Oster und seiner gastgebenden Dözese Passau am 25. Oktober im Passauer Dom zu feiern. Bitte feiern Sie, wo immer Sie sind, mit und setzen Sie ein Zeichen der Solidarität mit unseren Schwestern und Brüdern in Westafrika!

von Monsignore Wolfgang Huber

Monsignore Wolfgang Huber ist Präsident von Missio München. Der 56-jährige leitet das Münchner Hilfswerk seit 2014.

Bolivien: Corona-Krise verschärft Ungleichheit und ändert alles

Die derzeitigen Schulschließungen in Bolivien dienen der Eindämmung der Corona-Pandemie. Doch sie verstärken bestehende Ungleichheiten weltweit. Deshalb arbeitet die von mir unterstützte Partnerorganisation FOCAPACI momentan mit der organisierten Schülerschaft in El Alto zusammen. Deren Forderung besteht primär darin, dass Schülerinnen und Schülern der Zugang zum Internet für die Teilnahme am Unterricht kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Ein Anliegen, das leider seitens der Regierung noch nicht aufgenommen wurde. Wir versuchen die SchülvertreterInnen in ihrem Engagement zu unterstützten, indem wir sie dabei begleiten, sich in schwierigen Situationen besser zu verstehen und mit Unterschieden konstruktiv umzugehen. So wollen wir gewaltsamen Auseinandersetzungen vorbeugen.

Plakat einer SchülerInnen-Fortbildung zum Thema Konfliktbearbeitung. Bild: FOCAPACI
Plakat einer SchülerInnen-Fortbildung zum Thema Konfliktbearbeitung. Bild: FOCAPACI

Nicht alle Kollegen und deren Einkommen sind durch Projektmittel abgesichert. Einige Arbeitsfelder, denen sich meine Partnerorganisation widmen, werden aus Spenden finanziert. Zu den Spendern zählen in der Mehrzahl junge Menschen aus Spanien und Deutschland, die ihrer Verbundenheit mit meiner Partnerorganisation nach einem Freiwilligendienst weiter Ausdruck verleihen wollen. Diese Menschen haben möglicherweise als Folge von Corona ihren Nebenjob in der Gastronomie verloren. Vielleicht plagt sie auch die Sorge, ob sie nach dem Studium oder der Ausbildung nahtlos den Eintritt ins Berufsleben schaffen oder ihr befristeter Arbeitsvertrag verlängert wird. Dass in solch einer Situation, wo auch in Europa bestimmte Personengruppen Zukunftsängste hegen, die Spendenbereitschaft sinkt, ist verständlich. Für meine Partnerorganisation in El Alto bedeutet dies die Kündigung von Mitarbeitenden. Dadurch ist beispielsweise die Hausaufgabenbetreuung weggebrochen. Schade, dass Angebote, welche gerade in Zeiten von Homeschooling eine wichtige Stütze hätten darstellen können, eingestellt werden müssen. Auch der Mittagstisch wäre für viele Familien, deren Existenzgrundlage weggebrochen ist, sicherlich im Augenblick besonders wichtig.

Ein weiteres sichtbares Zeichen der Pandemie sind wachsende Müllberge hier in El Alto. Im informellen Abfallwirtschaftssektor wächst der Unmut über die Ausgangssperre, die Menschen daran hindert, Müll zu sammeln und zu sortieren. Darum haben sich diejenigen, die in diesem Bereich arbeiten, organisiert und die Zufahrt zur Müllkippe für die Müllautos gesperrt. Damit möchten sie die Stadtverwaltung und die nationale Regierung auf ihre Situation aufmerksam machen.  Mediale Präsenz haben sie durch ihre Aktion sehr schnell erlangt, da der Gestank, welcher durch die Blockade ausgelöst wurde, natürlich auch sämtliche Nachbarn zu Betroffenen gemacht hat. Die Partnerorganisation FOCAPACI wurde eingeladen, in dem Konflikt zu vermitteln und den zerstrittenen Parteien zu helfen, eine Lösung zu finden. In Zeiten von Corona ist es gar nicht so einfach, solche Prozesse zu moderieren ohne die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter zu gefährden.

Proteste von SchülerInnen. Bild: FOCAPACI

Eine ausreichende Beteiligung aller Interessensgruppen zählt zu den wichtigsten Faktoren, um Akzeptanz herzustellen. Doch wie soll man solche Verfahren gestalten, wenn die Einbindung vieler Menschen zugleich das Infektionsrisiko erhöht?  Solche Grenzen im Rahmen der Konflikttransformation, ausgelöst durch Corona, zwingen uns zu neuen Arbeitsformen und ermöglichen mir und meinen Kollegen wichtige Lernerfahrungen, die sicherlich auch die Zukunft des Zivilen Friedensdienstes bestimmen werden.  Unterstützung passiert derweil, indem im Rahmen einer trägerübergreifenden Fortbildung zur Nutzung digitaler Tools und kollaborativen Arbeitens in virtuellen Teams gelungene Beispiele verschiedener Partnerorganisationen geteilt werden. Diese Fortbildung, an der Fachkräfte und Partner von Weltfriedensdienst, GIZ und EIRENE teilnehmen ermutigt zu Flexibilität und Kreativität – trotz der gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Von Esther Henning

Esther Henning unterstützt und berät als Friedensfachkraft des Internationalen Christlichen Friedensdienstes Eirene die Partnerorganisation FOCAPACI in El Alto, Bolivien. FOCAPACI gestaltet partizipative Dialogprozesse mit gesellschaftlichen Gruppen, um die Gewalt zwischen ihnen zu überwinden und gerechte Verhältnisse zu schaffen.

Die Armen in der Corona-Krise unterstützen

Pfarrer Dirk Bingener. Foto: Missio Aachen 2019

Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft einen drängenden Appell in der weltweiten Corona-Krise an die internationale Staatengemeinschaft gerichtet: Nicht zuzulassen, dass es den Armen an lebensnotwendigen Dingen fehlt, nicht an Medikamenten, nicht an einer angemessenen Gesundheitsversorgung, weshalb Sanktionen zu lockern und Schulden zu erlassen seien. Der Appell gilt den Regierenden, aber der Papst richtet sich auch an jede und jeden von uns: Read More

Bolivien: Friedensarbeit in Zeiten des Corona-Virus

Straßenszene in Oruro (Bolivien). Foto: Esther Henning / Eirene

Anfangs hat sich hartnäckig das Gerücht gehalten, der Corona-Virus würde in der Höhe nicht überleben. Wir wiegten uns in Sicherheit und verfolgten einigermaßen interessiert die Nachrichten aus Deutschland. Nur ab und an regte sich im Kreis der Kollegen der Verdacht, dass Fälle ggf. nicht bekannt gemacht würden, da sich Bolivien schließlich mitten im Wahlkampf befindet. Read More

So gedenkt man in Bolivien der Toten

Dass man sich diesen kirchlichen Feiertagen nähert, merkt man in Bolivien vor allem daran, dass auf der Straße kein Brot mehr verkauft wird – jedenfalls nicht die üblichen Brötchen (pancito oder maraqueta). Dafür machen sich viele Familien in den Tagen vor dem 1. November daran in eigener Herstellung Teigwaren zu produzieren. Read More